Der Bürgermeister als Dichter
Kißlegg – Mittwochabend, 10. Juli, kurz vor 20.00 Uhr im Neuen Schloss Kißlegg. Letzte Zusammenkunft des bisher tätigen Gemeinderats. Zum Schluss der öffentlichen Gemeinderatssitzung, die kurz nach 17.00 Uhr begonnen hatte, zog Bürgermeister Dieter Krattenmacher Bilanz über die vergangene Wahlperiode. Dabei erwies sich der Rathauschef sowohl als eingefleischter Kommunalpolitiker als auch als Dichter. Beides – Bilanz und gedichtete Zeilen – überließ Krattenmacher der Bildschirmzeitung „Der Kisslegger“. Nachstehend veröffentlicht die Bildschirmzeitung die zwei Texte von Dieter Krattenmacher im vollen Wortlaut. Zuerst das Gedicht, in dem er die ausscheidenden Räte würdigt; weiter unten unter „Download“ die lesenswerte 5-Jahres-Bilanz des Rathauschefs. Angehängt ist auch das Manuskript der Abschlussrede von Gemeinderat Detlev Radke, der nach 40 Jahren im Rat nicht wieder kandidiert hatte.
Hier Bürgermeisters Reime zu den ausscheidenden Räten:
Für Jakob Frey rückte Simone Schlotthauer nach in der SPD,
als Physiotherapeutin weiß sie genau, das lange Sitzen isch it schee.
Nun legt sie eine kommunalpolitische Pause ein.
Wer weiß, vielleicht zieht es sie später wieder in den Rat hinein.
Fünf Jahre im Rat und eine Schlagzahl, als seien es 20 Jahre,
seine Ausführungen standen manchmal im Raum wie eine Fanfare.
Es gab kein Thema, bei dem er sich nicht als Experte zeigte,
bei Manchem dies das Blut in die Wangen treibte.
Aber Respekt gebührt ihm, trotz Redeflut.
Hubert Braun steht zu seiner Meinung und zeigt Mut!
Philip Schmid, der Jüngste im Rat, hat alle Hände voll zu tun,
mit Familie, Job, Hobby und Rat bleibt keine Zeit zu ruhn.
In Erinnerung bleibt die erste Videositzung vom Rat,
da arbeitete er gerade irgendwo in einem asiatischen Staat.
Nun legt er eine kommunalpolitische Pause ein, nanu?
Ist das das grüne Ende und der Beginn einer Karriere bei der CDU?
Er bringt Dinge auf den Punkt, wo andere noch wägen,
als Fraktionsvorsitzender hält er Positionen und stellt sich gerne in den Regen,
er ist ein unabhängiger Geist, und das bei der SPD,
wohl alle sind sich einig, die Zusammenarbeit mit ihm war schee.
Er ist sozial, nur bei Bausünden zeigte er wenig Verständnis,
Josef Kunz, wir nehmen Ihren Ruhestand missbilligend zur Kenntnis!
Nein, er ist kein Reingeschmeckter wie ein Klingone,
er ist der eingefleischter Kißlegger: der Kling Done.
Er hat den Leuten auf den Mund geschaut,
und dabei wohl manchen schrägen Spruch verdaut.
Frieden und Harmonie im Flecken sind ihm wichtig,
drum ist er trotz angeschlagener Gesundheit ausgesprochen tüchtig.
Kommunalpolitik analysierte er gerne mit mathematischem Verstand,
und hat dann trotz Tempo 30 im Flecken bald erkannt,
besser hier mitreden als auf einer Insel zu rosten
heute ist Wolfgang Schuwerk überzeugt: Die bessere Umgehung verläuft im Osten.
Statt der Voith-Vorstandsetage weiter zu dienen wurde er in den Rat gewählt,
böse Zungen behaupten, er habe hier manchmal Hubert Braun gequält.
Ist Dr. Andreas Kolb hier im Rat der wahre Held,
der sich oft mutig gegen die bürgerliche Mehrheit stellt?
Der überzeugt ist: Sparen heißt Verzicht!
und schon mal für den Klimaschutz eine Lanze bricht
Ihm gebührt Respekt, denn für seine Überzeugung musste er sich oft abmühn,
er ist schon ein reachta Ma, auch wenn er ist sehr sehr grün.
Dr. Friedrich Rockhoff wurde mit 79 Jahren noch in den Kreistag gewählt (wie auch Bürgermeister Dieter Krattenmacher; unsere Aufnahme entstand vor wenigen Wochen beim Bürgerabend). DBSZ-Archivbild: Julian Aicher
Vor ihm erzittern Bauern, Kühe und Beamte,
denn gefürchtet ist Fritz Rockhoffs klare Kante.
Und wenn es dann noch um dezentrale Brunnen geht,
läuft er zur Hochform auf, er ist der personifizierte Wasserprophet!
An seine Rolle als Vizebürgermeister und Stimmenkönig hat er sich gut gewöhnt,
weshalb er jetzt nach 25 Jahren (im Gemeinderat) mit dem Kreistag in die Verlängerung geht.
Mit 30 Jahren im Rat gehört er zu den letzten einer einst großen Klasse:
Denn genauso sollten sie sein, die Berater von der Kreissparkasse.
Ein guter Rechner, seriös und mit kritischem Blick auf Projekte,
Bruno Buchner orientierte sich lieber an Fakten und weniger an Prospekte.
Wenn es um Waltershofen ging, da war er immer hellwach.
Doch zum Glück ist sein Lebensmotto: Harmonie ist besser als Krach!
Seine Überzeugung, Politik muss menschlich sein,
führte ihn geradezu ins Immenrieder Ortsvorsteheramt hinein.
Sein genialer Geist wurde da mit lauten Elstern, zu kleinen Christbäumen und Tempo 30 konfrontiert,
jeder andere bei sowas mal die Geduld verliert.
Er aber tröstete sich: „Das Leben eines Christenmenschen ist eine Passion“,
nun aber darf Martin Müller nach 30 Jahren in die verdiente kommunalpolitische Pension.
Ging es um Kißlegg-Land, dann musste man nicht lange warten,
Werner Schuwerk hob die Hand als Landrat aus Riedgarten.
Stets hinterfragend, aber immer versöhnlich,
das schätze nicht nur ich an ihm, so ganz persönlich.
Auf allen Veranstaltungen war er immer präsent,
kein Wunder, dass man ihn nicht nur als Friedhofsberater kennt.
Wohl kaum ein Ratsmitglied vor ihm prägte die Gemeinde so sehr,
Detlef Radke ist kompetent, engagiert und fair.
Ohne Moos nix los, dachte er nicht nur,
er blieb aufrecht , wenn es kam zum Schwur.
Das freute nicht nur Kämmerer Kant, wenn der Kurs und die Kasse stimmte,
mit Weitblick wurde aus ihm eine Persönlichkeit, eine berühmte.
Nach über 40 Jahren Gemeinderat, Kreistag, Fraktionsvorsitz und Stellvertreter des Bürgermeisters setzt er nun einen selbstbestimmten Schluss,
aber seine Familie wirkt hier weiter, ein kommunalpolitisches Leben aus einem Guss.
Die kommunalpolitische Bilanz Dieter Krattenmachers für die Periode 2019 – 2024 finden Sie unter „Download“.
Und hier der Rückblick von Detlev Radke (Bild), der nach 40 Jahren im Gemeinderat nicht mehr kandidiert hatte: