Salvatorkolleg führte „Hamlet – Prinzessin von Dänemark“ auf
Bad Wurzach – Zum 100-jährigen Schuljubiläum führte das Salvatorkolleg Bad Wurzach eine Adaption des berühmtesten Bühnenwerkes von William Shakespeare als Musiktheaterproduktion auf: Hamlet – aber ein bisschen anders.
Shakespeares Hamlet ist eine spannende und gleichzeitig gruselige Geschichte mit Geistern, Gift und Totengräbern, mit einem jungen dänischen Prinzen in der Hauptrolle, der sich selbst in Frage stellt, zweifelt und der nach Antworten sucht. Allein das wäre schon kompliziert genug, doch in der Fassung des Salvatorkollegs, die eine Auftragskomposition des Carus-Verlags aus Anlass dessen 50-jährigem Jubiläum ist und die im September des Jahres 2022 an der Landesakademie für musizierende Jugend in Ochsenhausen uraufgeführt wurde, wird aus der geborenen Prinzessin ein Prinz, denn es musste ja ein männlicher Thronfolger her. Was die ganze Geschichte nun völlig verkomplizierte.
„Es ist was faul im Staate Dänemark.“ Ein berühmtes Zitat aus dem Shakespeare´schen Original führt den dänischen Prinzen Hamlet bzw. die Prinzessin vom Studienort in Wittenberg wieder in die dänische Heimat, wo er eigentlich nach dem Tod des Vaters Thronfolger hätte werden sollen. Doch dort muss er feststellen, dass seine Mutter Gertrude bereits den Bruder des Vaters, seinen Onkel Claudius, geheiratet hat und ihm dadurch zur Krone verholfen hat. Darüber hinaus ist Hamlet in seinen besten Freund Horatio verliebt, der wiederum hat sich in die schöne Ophelia, die Tochter von Polonius, dem Hofmarschall verliebt, was verständlicherweise auch nicht gerade zu einer besseren Laune bei Hamlet führt…
Hamlet erscheint im Traum sein toter Vater, der ihm den Auftrag gibt, Claudius zu töten, weil dieser ihn ermordet hatte, während Polonius und Claudius Ophelia auf den vermeintlich hormongesteuerten Prinzen loszulassen gedenken. Wie das ganze endet, ist hinlänglich bekannt, in einem großen Finale sterben die meisten Akteure durchs Schwert, Gift oder durch einen Unglücksfall.
Es ist das berühmteste Theaterstück der Welt mit allem, was man heute für einen „Blockbuster“ braucht, sozusagen „Sex and Crime“ im Mittelalter. Aber berühmt ist der Dänenprinz vor allem deswegen geworden, weil er sich selbst reflektiert und dabei in Frage stellt. Was für ein Mann will ich sein? fragt sich Hamlet. Wie männlich ist einer, der unsicher ist? Dieser „Geschlechtertausch“ ist auch der Grund für das schwierige Verhältnis zu ihrem Umfeld. Wie bereits seit dem 18. Jahrhundert üblich, (und wie jetzt bei der Aufführung des Salvatorkollegs) wurde die Rolle des Hamlet häufig von Frauen gespielt. Im ersten Film spielte die berühmte Sarah Bernhardt um 1900 den Hamlet, 1920 lieferte die dänische Schauspielerin Asta Nielsen in einem von ihr produzierten Film auch die Erklärung dafür, warum das so ist.
Aktueller könnte dieses gefährliche Spiel mit den Geschlechterrollen nicht sein. Denn auch heute noch wird unsere Welt von den Machtstrukturen toxischer Männlichkeit bestimmt (Putin, Trump, Bolsonaro und viele andere Staatenlenker). Was wir dabei von Hamlet lernen können: Das Verrücktspielen, den Rollentausch, das Übertreten von Spielregeln, überhaupt das Spielen, das war für Shakespeare und ist noch heute für uns die beste Überlebensstrategie in einer immer chaotischer werdenden Welt.
Alle Rollen doppelt besetzt
Christine Braig und Katharina Frommhold haben dies bei diesem Musiktheater eins zu eins umgesetzt und haben darüber hinaus so gut wie alle wichtigen Rollen doppelt besetzt. Und zwar nicht nur als Backup, sondern beide Besetzungen spielten ihre Hauptrollen bei den vier Aufführungen abwechselnd. 80 Protagonisten standen an diesen vier Tagen auf der Bühne. Arbeitslos waren die jeweils anderen Besetzungen jedoch nicht: Sie sangen im Chor bei den unter der musikalischen Gesamtleitung von Christine Braig stehenden Aufführungen mit.
Vorbereitungen laufen seit 2022
Die ersten Vorbereitungen für dieses Mammutunternehmen datieren bereits ins Jahr 2022. In Arbeitsgruppen wurden die Rollenverteilungen ausgearbeitet, was auch nicht ganz problemlos war, wie Schulleiter Klaus Amann erklärt: Weil viele der Schüler „Fahrschüler“ sind, blieb dafür oft nur die 6. Stunde. Auch das Thema Kontinuität etwa für den Chor war angesichts der vielen jungen Sängerinnen und Sänger der Klassen 5 bis 7 als nicht ganz einfach.
Angesichts des begeisterten Applauses bei der Premiere und der prallgefüllten Turnhalle bei der zweiten Aufführung dürften die Worte von Schulleiter Klaus Amann auf fruchtbaren Boden gefallen sein: Er dankte allen Mitwirkenden für ihre Leistungen, und allen Lehrern, die aktiv oder passiv das Projekt unterstützten. „Ich freue mich auf die weiteren Aufführungen, “ sagte er am Premierenabend, wo es zur Premierenfeier ein opulentes und wohlverdientes Büffet gab.
Viele Fotos in der Bildergalerie!