Der Narrenbaum steht
Bad Waldsee – Geometer und Zimmerleute des Jungelferrats haben den Narrenbaum am Morgen des Gumpigen mit vereinten Kräften auf die Hochstatt gebracht und dort unter lautstarken „Hau-Ruck, Hau-Ruck“-Rufen aufgestellt. Auf dem Weg zum Aufstellungsort gab es so manche kleine Spottrede zu hören. Unser Reporter Josef Hanss war dabei.
Nach vollbrachter Tat das obligatorische Gruppenbild. Foto: Josef Hanns
„Wer nix isch und wer nix ka, wird in Waldsee Zimmerma“, reimten die Geometer und stichelten in Richtung der Zimmermänner, die gelassen darüber hinweghörten und die Geometer darauf verwiesen, den Weg zu suchen. Das neckische Spiel zwischen den beiden Gruppen gehört traditionell zur Waldseer Fasnet dazu und amüsiert die Zuschauer am Wegesrand. Immer wieder inspizierten die Geometer die Wegstrecke ganz genau, bei Missfallen schrien sie, „das muss weg“, und kennzeichneten die Hindernisse mit Kreidestriche.
Amüsant waren die pointierten Reden. Mehrmals stoppten die Jungelfer, um die kleinen Geheimnisse der Waldseer aufzudecken. Unterhaltsam gab Thomas Walser auf dem Narrenbaum stehend die Pleiten-, Pech- und Pannenmomente wieder. Hier ein Beispiel: D Bibe macht seit Jahr und Tag beim Kessler allerhand elektrische Sachen, deshalb war´s ja nur klar, dass du musstest ein E-Bike leasen. Am sonnigen Wochenende fährt er an den Bodensee mit Frau und Rad. Die neuen Räder auf das Autodach geschnallt. Kurz vor dem See war dann so eine blede Unterführung im Weg. Doch hier hat das Augenmaß dann zum ersten Mal im Leben versagt, das Verkehrsschild und der Lenker verbogen. Wie Rumpelstilzchen bisch auf dem Autodach rumsprunga und das Blechschild wieder grad na gefaltet. Bibe, Waldsees bester Höhenschätzer! AHA
Im Chor quittieren die Narrenbaumsteller das Malheur und überreichten eine Scheibe vom Narrenbaum: “Auf deinen Narrenstreich sei stolz, dies ist hier ein echtes Narrenholz, für dich vom Narrenbaum ein Stück, wir wünschen Dir von Herzen Glück. AHA.”
Am Rathaus machten die Narrenbaumsteller einen weiteren Halt. Oberbürgermeister Matthias Henne empfing die Jungelfer, das entmachtete Stadtoberhaupt reichte gut gefüllte Gläser, dazu gab es eine heitere Gesangseinlage vor zahlreichen Zuschauer.
Auf der Hochstatt verfolgten rund 150 Interessierte das Narrenbaumstellen. Routiniert machten sich die Zimmerleute ans Werk, während die Geometer etliche Fasnetssprüche verkündeten. Bereitwillig stimmten die Zuschauer in die Rufe mit ein. Nach wenigen Minuten stand der Baum und so dankte Oberelfer Marc Schroedter allen Helfern.
Text und Fotos: Josef Hanss
Viele Bilder von den gutmütigen Rösser, den übereifrigen Wegsuchern und den zupackenden Zimmerleuten in unserer Galerie