Elena Becker-Schramms Gesangsklasse ist Spitzenklasse!
Bad Waldsee – In allen Altersstufen, von Anfängern bis Oberstufenschülern und Ehemaligen präsentierte die Gesangsklasse mit ihrem mittlerweile 19. Winterkonzert höchst beachtliche Leistungen. Die Musikpädagogin hat die Gabe, individuell so verschiedene Menschen für ihr Fach zu begeistern und langfristig Übungsfleiß zu bewahren. Auch das jüngste Winterkonzert lieferte überzeugend den Beweis dafür. Wie immer besteht das Winterkonzert aus Klassik und Wahltiteln der Auftretenden, also zwei Auftritte pro Schüler.
Auftakt des Abends war Luisa Jobkes ‘De lira dubiosa’ von N. Vaccai. Luisa wirkte bereits zum zweiten Mal an einem Klassenkonzert mit und sie tat dies völlig unaufgeregt, so, wie Vaccai es mit seinen Kompositionen bezweckte: solide Stimmbildung in den Registern. Schon in ihrem jungen Alter ist Luisa Musicalfan, weshalb sie mit A.L. Webbers ‘Any dream will do’ ihren zweiten Beitrag bestritt. Die einschmeichelnde Melodie mit breitem Stimmumfang gelang spielend. Auch Celine Schwarz, erst seit Oktober in der Klasse, trug eine Komposition von Vaccai vor, ‘Nel contrasto’. Die etwas tiefere Stimmlage beherrschte sie perfekt und erntete dafür ein anerkennendes „Wunderbar“ von ihrer Lehrerin, was sie auch mit ‘Someone like you’ (Adele) bestens schaffte.
Auch die talentierte Anna Martinez Schellong ist erst neun Jahre alt und blickt bereits auf mehrere Auftritte zurück. Erst interpretierte sie eine Komposition von Vaccai ‘Senza l’amabile’ und danach ‘Endlich sehe ich das Licht’ (A. Menken). Sie leistete dies mit unglaublicher Stimme, extrem selbstbewusstem Auftritt und souverän, so intensiv, dass ihre Lehrerin einen Gefühlsausbruch nur mit Taschentuch unterdrücken konnte!
Nun war Fabio Daettlaff, einer der nur drei männlichen Schüler, an der Reihe. Mit 13 Jahren droht bekanntlich der Stimmbruch, aber Fabio trug in reiner klarer Knabenstimme den ‘Marmottenbuben’ von Beethoven vor. Sein zweiter Beitrag ‘All of me’ (J. Legend) war nicht minder klar und völlig diszipliniert in Motiven und Registern. „Bewahre dir bitte diese Stimme und warte noch ein Weilchen“, so die Musikpädagogin zu ihm. Lena Lemmle, sie gehört wie alle nun folgenden jungen Künstler zum festen Stamm der Gesangskonzerte, stimmte mit F. Schuberts ‘An die Musik’ gekonnt einen Traum aus der realen in eine bess’re Welt, getragen durch die Musik an.
Auch ihr zweiter Beitrag ‘When I was your man’ (B. Mars) entsprach dieser Gefühlswelt. Völlig alleine hat sie den einstudiert und die Begleitung bekam sie aus der Konserve, nicht vom Klavier ihrer Lehrerin. Was für eine Stimme und Power, eigentlich könnte sie das auch ganz ohne Mikro? Julia Stehle wählte ‘Ave Maria’ von Bach/Gounod und bewirkte mit ihrer wunderbaren Interpretation Gänsehaut beim zahlreichen Publikum samt Lehrerin. Ihr zweiter Titel ‘What about us’ (Pink) gelang hervorragend mit „Schmeichelstimme“ und bei Wechseln in hohe Register.
Lia Lemmle hatte trotz Erkältung nicht das geringste Problem mit der Präsentation von ‘Caro mio ben’ (Giordanello), einem typischen Trauungsgesang, der deutsch ja mit „ich bete an die Macht der Liebe … „ beginnt. Ed Sheerans ‘I see fire’ war fast schon eine geniale Eruption ihrer Stimmkraft. Der zweite Mann des Abends war Benedikt Rundel. Klassisch wartete er mit der Opernarie ‘Infelice e tuo credevi’ (Verdi) in voller Länge auf. Dabei stimmte alles: Stimmsicherheit, Empathie und in bester Körpersprache. Benedikt war ein Jahr im Ausland, erfuhr den Stimmbruch und aufersteht nun wieder wie Phoenix aus der Asche, meinte die Lehrerin anerkennend.
Zu seinem ‘Someone you loved’ (L. Capaldi) wurde er von Becker-Schramm überredet. Die verschiedenen Register von tief bis hoch gelangen ihm in warmer Stimme, was die Lehrerin mit „Bravo und Applaus“ quittierte. Jule Unger, wahrer Star der Gesangsklasse, ist inzwischen weit über Waldsee hinaus gefragte Sängerin. Schon früh interessierte sie sich sehr für Klassik. Heute bewegt sie sich sicher zwischen Klassik, Lied und Pop. Mendelssohns ‘Gondellied’ war Ohrenschmaus! Und der ‘Schmetterling’ (Sophia), anspruchsvoll in Text und Melodie, waren Beweis ihres professionellen Herangehens.
Überraschend brachten sich die Geschwister Lemmle erneut ins Programm ein. Im Duett und Hände haltend sangen sie unter Begleitung aus der Konserve Gabaliers ‘Amoi seg ma uns wieder’, einen traurigen Titel über die Endlichkeit unseres irdischen Daseins, das uns die Zuversicht nicht nehmen soll.
Besondere Ehre und Höhepunkt der Gesangskonzerte sind Auftritte von Martha Geiger. Sie liebt die Klassik, ist aber in Musical und Pop gleichermaßen zu Hause. Mozarts ‘Ridente la calma’, ein berührendes Liebeslied, intonierte sie ihren eigenen hohen Ansprüchen entsprechend und toll begleitet von ihrer Lehrerin. Seine Freude daran hätte der Komponist sicher gehabt! Auch ihr ‘Love the way you lie’ war Höchstleistung! Ursprünglich machte ein Duo diesen Titel populär, daher umso mehr Respekt! Das darin enthaltene Raus aus Trauer und Depression war auf der Bühne spürbar. „Unsere Nachtigall“, war der Dank ihrer Lehrerin.
Ein weiterer Star der Gesangsklasse, schon länger im Beruf, nahm sich Zeit für das Konzert, Nina Wild. ‘Irgendwas bleibt (Silbermond) erfüllte die Gäste mit Romantik und Sehnsucht. Und das ‘Stand by me’ war natürlich eine gewohnt gekonnte Interpretation. Sie gehört zu meiner Klasse, auch wenn sie nur gelegentlich kommen kann, meinte die Lehrerin.
Den Schluss des Konzerts gestalteten Jule Unger und Niklas Dümmler. Niklas, auch bereits berufstätig, wählte außergewöhnliche Titel und interpretierte sie mit absoluter Präsenz: ‘Shot gun’ (Gg. Ezra) und ‘A hatful of dreams’ aus dem Kinofilm ‘Wonka’. Letzteres forderte nicht nur hohes gesangliches Können sondern auch schauspielerische Fähigkeiten, was der Sänger überzeugend demonstrierte. Das anschließende Duett mit Jule Unger war schließlich bestes Zeugnis für die Leistungsbereitschaft der Gesangsklasse. So war das ‘A whole new world’ (Aladdin) ein weiteres Highlight des dreistündigen Konzertabends!
Den beschloss Elena Becker-Schramm mit großem Dank an ihre Schüler und deren Eltern und forderte sie leidenschaftlich auf, sich für die Entwicklung der Jugendmusikschule aktiv einzubringen. Im Gegensatz zu den benachbarten Musikschulen fehlen der Waldseer JMS schmerzhaft eigene Räumlichkeiten. Oft wissen die Kinder nicht, wo sie in der neuen Woche ihren Unterricht aufsuchen sollen, so die engagierte Musikpädagogin.
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