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Fasnetsvertreter am Runder Tisch bei den Landesministerien

“Erste Schritte in Richtung Bürokratieabbau, weitere müssen folgen”



Foto: VSAN
Traditionsfigur: Die Eckhexen von der Narrenzunft Aulendorf laden am 15. und 16. Februar 2025 zum Landschaftstreffen – eines der größten Narrentreffen im Jahr 2025 in Baden-Württemberg.

Stuttgart/Bad Dürrheim – Wie viele Auflagen und behördliche Vorgaben können Ehrenamtliche bei Traditionsveranstaltungen stemmen? Wo können Erleichterungen geschaffen werden? Welche Auflagen sind überzogen? Vertreter der großen Narrenverbände im Land haben darüber mit den Staatssekretären des Innen-, Verkehrs- und Staatsministeriums sowie mit den kommunalen Spitzenverbänden diskutiert. Paul Martin, der Schriftführer der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e.V. (VSAN), hat uns nachstehende Pressemitteilung zukommen lassen:

Seit dem Jahr 2018 wurde bei der Landesregierung der sogenannte „Runde Tisch Fastnacht“ eingerichtet. Nun liegen erste Ergebnisse vor.

Konkret sind das:
Ein neuer Leitfaden für Behörden und die Veranstalter traditioneller Straßenfastnacht
Vereinfachungen und mehrjährigen Genehmigungen für kleinere, gleichbleibende Traditionsveranstaltungen
Kostenbefreiung in puncto Verkehrsbeschilderung bei erlaubnisfreien Veranstaltungen

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Wehrle spricht von “ersten” Erleichterungen

Der Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), Roland Wehrle, gibt sich nach der Bekanntgabe der Ergebnisse optimistisch. „Der Austausch mit den Ministerien, der Polizei, dem Landkreis-, Städte-, und Gemeindetag war wichtig für die Verantwortlichen in den hunderten Narrenzünften im Land.“ Die „ersten Erleichterungen“, wie Wehrle es nennt, kommen in letzter Sekunde, denn die Vorbereitungen für die Fastnacht 2025 laufen bereits auf Hochtouren.

Ganz „am Ziel“ sieht Roland Wehrle die Bemühungen der Narren und Behörden aber noch nicht. Die VSAN werde sich weiter für den Bürokratieabbau und damit die Sicherung des Kulturerbes Fastnacht einsetzen. Wehrle nennt hier schon ganz konkrete Punkte: „Unbefriedigend ist für uns noch die unklare Kostentragung für die „verkehrsrechtlichen Maßnahmen“ bei den normalen bzw. größeren, ortsüblichen, langjährigen, traditionellen Brauchveranstaltungen.“ Das sind beispielsweise die jährlich stattfindenden Narrensprünge in den Fastnachtshochburgen mit oft mehreren tausend aktiven Teilnehmern und Zuschauern.

An anderer Stelle übernehme das Land nämlich die Kosten für die Umsetzung der „verkehrsrechtlichen Maßnahmen“. Dass das in Zuge des Runden Tisches nicht auch für die traditionelle Fasnet umgesetzt wird, stoße bei den Zunftmeisterinnen und Zunftmeistern auf Unverständnis. Wehrle wörtlich: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Land „Bewegungsjagden“ höher einstuft, als das anerkannte „Nationale immaterielle Kulturerbe Schwäbisch-alemannische Fastnacht“, das würde auch allen Bekenntnissen der Landesregierung widersprechen. Weitere Vorbilder für Erleichterungen im Ehrenamt, ganz praktisch und bereits in anwendbare Verordnungen gegossen, gibt es im Nachbarland Bayer, so Wehrle. Der Freistaat unterstützt Brauchträger beispielsweise bei GEMA-Gebühren und Versicherungen.

In den Verhandlungen mit den Ministerien hat die VSAN ein besonderes Gewicht: Die Vereinigung ist die Trägergruppe des immateriellen Kulturerbes „Schwäbisch-Alemannische Fastnacht“. Auf Initiative der VSAN wurden die fastnächtlichen Bräuche, Rituale und Ausdrucksformen 2014 in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO eingetragen. „Sie sind durch die internationale Unesco-Konvention besonders geschützt“, erklärt Wehrle und zitiert aus dem Übereinkommen, dass die Bundesrepublik als Vertragsstaat unterzeichnet hat.

Darin enthalten ist die Verpflichtung auf „Maßnahmen zur Sicherstellung des Fortbestands des immateriellen Kulturerbes, einschließlich der Ermittlung, der Dokumentation, der Forschung, der Sicherung, des Schutzes, der Förderung, der Aufwertung, der Weitergabe, insbesondere durch schulische und außerschulische Bildung, sowie der Neubelebung der verschiedenen Aspekte dieses Erbes.“ „Hier brauchen wir endlich einen Durchbruch, damit sich in Zukunft noch Ehrenamtliche für die Organisation des Kulturguts Fastnacht finden“, sagt Wehrle und verdeutlicht: „Die rund 700 Zunftmeisterinnen und Zunftmeister in der Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher Narrenvereinigungen und –verbände wollen keine Sonntagsreden mehr von Politikern hören.

Sie fordern handfeste Lösungen aus Stuttgart, die in guter Abstimmung mit den Behörden vor Ort umsetzbar sind.“ Für die Narren sei, wie für alle Ehrenamtlichen „Sicherheit unverzichtbar“, weiß der Präsident. „Aber wir müssen die Gesetze mit Augenmaß umsetzen, nicht überzogen.“ Hier habe man gewichtige Unterstützer insbesondere beim Gemeindetag und bei den Landkreis- und Städtetagen. „Sie sind Praktiker wie wir und setzen sich für klare und leicht umzusetzende Regelungen ein“, lobt Wehrle die Bemühungen der kommunalen Spitzenverbände im Land.

Deshalb freut es den VSAN-Präsidenten, dass von den Beteiligten am Runden Tisch vereinbart wurde, dass man sich nach der Fastnacht 2025 zu einer Evaluierung trifft. „Als Praktiker werden wir nach der nächsten Fasnet sagen können, was die heute verkündeten Erleichterungen gebracht haben“, so Wehrle mit Vorfreude auf die anstehende närrische Saison zwischen Dreikönig und Aschermittwoch 2025.

Sein Dank gilt den Ministerien, den kommunalen Spitzenverbänden und insbesondere dem Initiator des Runden Tisches Fastnacht, Innenminister Thomas Strobl, sowie dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Beide, so Wehrle, hätten „in närrisch-verbundener grün-schwarzer Manier“ die Narren stets „wo es nötig war“ in ihren Anliegen bei Ministerialbeamten unterstützt.

Deutschlands ältester Narrenverband

100 Jahre Einsatz für Fastnacht, Bräuche und Ehrenamt: Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) wurde am 16. November 1924 in Villingen als länderübergreifender Dachverband der historischen Narrenzünfte gegründet. Die Vereinigung ist Deutschlands ältester Narrenverband. Heute gehören ihr 68 Narrenzünfte aus Baden-Württemberg, Bayern (Lindau) und der deutschsprachigen Schweiz an. Jede dieser Zünfte pflegt eigene Bräuche, erhält alte Häser und Masken und feiert letztlich „ihre“ Fastnacht auf ihre Weise. Insgesamt sind hier mehr als 70.000 Mitglieder aktiv.

Die VSAN versteht sich als Dienstleister für die Mitgliedszünfte und Ansprechpartner für Politik, Medien, Wissenschaft und Gesellschaft. Durch die Narrentreffen bietet die VSAN die Plattform für die närrische Gemeinschaft unter den Mitgliedern und zur öffentlichkeitswirksamen Darstellung traditionellen Fastnachtsbrauchtums. Zur VSAN gehört außerdem das Museum “Narrenschopf” in Bad Dürrheim.

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