Die Volksbank Allgäu-Oberschwaben und die Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal gehen zusammen
Bad Waldsee – Bankenfusion in Oberschwaben: Die Volksbank Allgäu-Oberschwaben und die Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal werden fusionieren. Falls die Vertreterversammlungen der beiden Genossenschaftsbanken im Juni 2024 zustimmen werden, wird die Fusion dann rückwirkend zum 1. 1. 2024 vollzogen. Grünes Licht haben die beiden Aufsichtsräte für Fusionsverhandlungen bereits gegeben – einstimmig, wie auf einer Pressekonferenz am 12. Oktober in Bad Waldsee mitgeteilt wurde.
Der künftige gemeinsame Vorstand, bestehend aus Josef Hodrus und Werner Mayer von der Voba Allgäu-Oberschwaben (VBAO) sowie Markus Langner und Stephanie Bernickel von der Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal (VRLI), informierte in Bad Waldsee über den aktuellen Stand des Aufeinanderzugehens. Hodrus wird künftig als Sprecher des Vorstandes fungieren – vorausgesetzt, die Gremien werden der Fusion zustimmen. Alle vier zeigten sich überzeugt von der zukunftsgerichteten Entwicklung, die die Bank „wetterfest“ (Hodrus) macht in Zeiten eines massiven Strukturwandels in der Branche. Beide Seiten betonten die wirtschaftliche Solidität ihrer Institute. Langner (VRLI) sagte, „wir müssen nicht heiraten, wir wollen es“. Aus dieser Bemerkung ergab sich bei der Pressekonferenz im Haus am Stadtsee ein lockerer Plausch zwischen den Bankleuten und den Medienleuten, die in dem Apercu gipfelten: Es ist keine Liebesheirat, aber eine Vernunftheirat.
Der Name
Das künftige gemeinsame Institut wird den Namen Volksbank Allgäu-Oberschwaben eG tragen und über eine beachtliche Größe verfügen. Der Name der VBAO wird also der gemeinsame Ehename – und das passe bestens, agiere die VRLI doch seit jeher im Herzen Oberschwabens.
Die jeweilige Mitgift
Was die beiden Banken in ihre Ehe mitbringen, kann sich sehen lassen: In der Summe wird die neue Bank (Stand 31. 12. 2022) 81.765 Mitglieder und 147.215 Kunden haben bei einer Bilanzsumme von 4,97 Milliarden Euro und einem betreuten Kundenvolumen von 10,03 Milliarden Euro. Die entsprechenden Zahlen der „Altbanken“: 3,36 Milliarden € Bilanzsumme bei der VoBa Allgäu-Oberschwaben, 1,62 € Milliarden bei den Illertälern (VRLI). Beim betreuten Kundenvolumen verhält es sich vergleichbar: 6,77 Milliarden € zu 3,26 Milliarden €. Das Eigenkapital des neuen Institutes wird sich auf mehr als eine halbe Milliarde € belaufen, genau: 512 Millionen €, wozu die VBAO 346 Millionen beträgt, und die VRLI 166 Millionen. Man handle bei der Fusion jeweils aus einer Position der Stärke, beide Altbanken seien „kerngesund“, man verhandle auf Augenhöhe.
In der Heimat verwurzelt
55.329 Mitlieder zählt die VBAO, 26.436 die VRLI. Über dem Landesdurchschnitt liegen bei beiden Banken die Mitgliederquoten: 56,2 Prozent der Kunden der VBAO sind auch Mitglieder bei „ihrer“ Bank, was die Verwurzelung in der Heimat deutlich mache, betonten die Vorstände unisono. Die Quote bei der VRLI beträgt stolze 54,2 Prozent.
Die Mitarbeiter
Das gemeinsame Institut wird 627 Mitarbeiter haben (414 auf Leutkircher Seite, 213 auf Laupheimer Seite; „Köpfe“ – also einschließlich Teilzeitkräften). Keiner werde aufgrund der Fusion seine Arbeit verlieren, wurde auf der Pressekonferenz betont. Im Gegenteil: Die Fusion mache die ohnehin stabilen Arbeitsplätze noch sicherer. Stolz sind die Bankvorstände auf ihre Ausbildungsleistung: 31 Azubis im größeren, 17 im kleineren Haus sind auf dem Weg zu ihren jeweiligen Abschlüssen.
Der Doppelsitz
Die Bank wird zwei gleichrangige Geschäftssitze haben, einen Sitz in Laupheim und einen Sitz in Leutkirch. Der doppelte Firmensitz wird juristisch verankert. Das ließe sich nur mittels Dreiviertelmehrheit in der künftigen Vertreterversammlung ändern. Die kleinere Altbank mit Sitz in Laupheim wird in der Vertreterversammlung etwa ein Drittel der Vertreter stellen und somit über eine Sperrminorität verfügen.
Das Geschäftsgebiet
Die neue Bank, deren Geschäftsgebiet von Lindau im Süden bis Achstetten bei Laupheim im Norden und von Leutkirch im Osten bis Bad Waldsee im Westen reicht, hat 20 Filialen und zusätzliche 19 SB-Filialen. Die beiden bisherigen Geschäftsgebiete überlappen sich nicht. Da es sich quasi um eine territoriale Addition handelt, wird es bei der Zahl der Filialen „keine fusionsbedingte“ Reduzierung geben, betonte Vorstand Werner Mayer auf Nachfrage der Bildschirmzeitung. Man sei „glücklich über die Situation, wie sie es ist“ und sehe „keinen aktuellen“ Handlungsbedarf, zumal eine Bereinigung in der Fläche in den vergangenen Jahren stattgefunden habe. Letztlich läge es an der jeweiligen örtlichen Besucher-Frequenz, ob eine Filiale auf Dauer Bestand habe. Mayer: „Die Kunden haben es in der Hand.“
Das bananenförmige künftige Geschäftsgebiet veranlasste den Kollegen von der „Schwäbischen Zeitung“ zum Vergleich mit Baden (das sich später mit Württemberg zu einem erfolgreichen neuen Bundesland zusammenfügte). Beim Blick auf die Karte böte sich in einem weiteren Schritt das Zusammengehen mit der Volksbank Bodensee-Oberschwaben an. Trotz Insistierens ließ sich Josef Hodrus nicht das Mindeste entlocken. Als die Rede auf den durch eine Studie prognostizierten Strukturwandel im Bankwesen kam, demzufolge es 2035 nur noch etwa 150 bis 200 selbständige Geldhäuser in Deutschland geben werde – derzeit sind es etwa 1500 – konzedierte der Vorstandssprecher: „Die Studie haben wir auch gelesen.“ Mehrfach sagte er aber auch: Er verfüge über keine Glaskugel, um in die Zukunft zu schauen.
Gerhard Reischmann