Regierungspräsident Tappeser übergab Gründungsurkunde an die Bad Wurzacher Bürgerstiftung
Bad Wurzach – In der Tradition der historischen Stiftung „Heilig-Geist-Spital Wurzach” erfolgte im vergangenen Jahr die Gründung der Bürgerstiftung Bad Wurzach. Die offizielle Gründungsfeier, bei der Regierungspräsident Klaus Tappeser die Gründungsurkunde an Robert Stützle, den Vorsitzenden des Vorstands überreichte, fand am 20. März 2024 vor einem vollbesetzten Kursaal statt.
Bereits am 23. November 2023 hatte das Regierungspräsidium Tübingen die Bürgerstiftung Bad Wurzach als rechtsfähig anerkannt. Mehr als 100 Zustiftungen und Spenden ermöglichten diese Stiftungsgründung und haben der Stiftung zu einem erfolgreichen Start verholfen; die gesamte Bürgerschaft war zu der Feier eingeladen, in deren Rahmen Regierungspräsident Klaus Tappeser nun die Stiftungsurkunde übergab.
Musikalisch wurde die Feier von Tim Guler am Flügel umrahmt, der den Abend mit dem 1. Satz der Sonate Facile Opus 49 /2 eröffnete. Karl-Josef Fassnacht, der Vorsitzende des Stiftungsrates der Bürgerstiftung Bad Wurzach, übernahm die Begrüßung der Gäste; er wandte sich außer an Regierungspräsident Klaus Tappeser insbesondere an die Vertreter benachbarter Bürgerstiftungen, so aus Baienfurt, Bad Waldsee und Leutkirch, die mit ihrem Erfahrungsschatz den Bad Wurzachern Initiatoren zur Seite gestanden waren.
Das Startkapital beträgt 530.000 €
Karl-Josef Fassnacht (Bild) gab auch einen kurzen geschichtlichen Abriss zur Stiftungsgeschichte in Bad Wurzach. Die im Jahre 1482 gegründete Heilig-Geist-Spital-Stiftung wurde 1981 aufgelöst, das Spital 2011 verkauft. Der Verkaufserlös von damals bildet(e) den Grundstock für die Neugründung einer Bürgerstiftung, deren Idee die fünf Initiatoren Karl-Heinz Buschle, Karl-Josef Fassnacht, Karl-August Mohr, Robert Stützle und Peter Depfenhart im Jahre 2013 erstmals mit dem damaligen Bürgermeister Roland Bürkle besprachen. Die „Anstifter“ waren ein wenig überrascht, wie langwierig die Gründungsgeschichte geworden ist, so dass Leutkirch und Bad Waldsee inzwischen an Bad Wurzach vorbeigezogen sind. 2021 fanden mit Bürgermeisterin Alexandra Scherer erste Gespräche statt, der Durchbruch folgte dann im vergangenen Jahr, der schließlich zur Gründung führte. Die Stifter hatten erkannt, dass in Pandemiezeiten, in Zeiten geopolitischer Krisen und großer Verunsicherung die Menschen enger zusammenrücken müssen und ein großer Bedarf an ehrenamtlichem Engagement besteht. „Der Gemeinderat legte mit seiner einstimmigen Zustimmung die Grundlage und wir sind mit großem Elan darangegangen, Zustifter für das Startkapital zu suchen.“ Motiviert auch durch die Zusage der Stadt, jede Spende zu verdoppeln. So kamen in außergewöhnlich kurzer Zeit 265.000 € von 104 Stiftern zusammen, so dass die Stiftung mit 530.000 € Startkapital loslegen konnte.
Die neue Aktualität der Stiftungsidee
Regierungspräsident Klaus Tappeser (Bild) eröffnete seine Ansprache mit einem Lob: „Ich komme gerne nach Bad Wurzach und fühle mich hier sehr wohl.“ Bad Wurzach habe viel Landschaft, moderne Kureinrichtungen und eine gute Führung. Er tauchte zunächst in seiner Ansprache tief in die Geschichte von Stiftungen ein: Vor 600 Jahren war die Gesellschaft im Umbruch, Familiengemeinschaften wurden aufgelöst, viele Menschen brauchten Heimstatt und Unterkunft. Es mussten soziale Einrichtungen für alte Menschen und Waisenkinder geschaffen werden. Auch heute mit ein Grund, warum immer mehr Bürgerstiftungen gegründet werden, die viele Aufgaben übernehmen, die der Sozialstaat nicht mehr leisten kann. Damals wie heute gehe es darum, Hilfestellung zu geben, um die Probleme des Alltags zu meistern. Im Regierungsbezirk gebe es inzwischen 45 Bürgerstiftungen, die meisten entstanden in jüngster Zeit. Dabei gehe es nicht nur um Geld, sondern um die Mitwirkung im ideellen Bereich: Kontaktpflege für einsame, auch junge Menschen und den Respekt vor dem Anderen zu fördern. Und auch darum, in das Gemeinwesen der Stadt Ideen des Zusammenlebens einzubringen. „Ich gratuliere nicht nur der Stiftung, sondern der ganzen Stadt. Denn hier sind Bürger am Werk, die nicht auf etwas warten, sondern sagen: Wir sind selber groß!“ Höhepunkt und Abschluss der Rede des Regierungspräsidenten war die Übergabe der Stiftungsurkunde an Robert Stützle, den Vorsitzenden des Stiftungsvorstandes.
Eintragung ins Goldene Buch der Stadt
Bürgermeisterin Alexandra Scherer (Bild) ging auf den langwierigen Gründungsprozess ein. Sie freute sich, dass der große und lange Einsatz sich für die Stifter nun auszahle. Und sie freute sich besonders darüber, dass die Stiftung den Namen von Bad Wurzach trägt. Sie dankte allen Stiftern und Ehrenamtlichen und zeigte sich überzeugt, dass die Stiftung auf fruchtbaren Boden in der Bürgerschaft fällt. Sie sprach von einem Tag, der in die Geschichte Bad Wurzachs eingehen werde und bat die fünf Gründer sowie den Regierungspräsidenten um Eintragung ins Goldene Buch der Stadt, das es erst seit wenigen Jahren gibt (eine Initiative der Bürgermeisterin).
Die Idee wurde 2013 geboren
Es war am Vorsitzenden des Stiftungsvorstandes, den Reigen der Reden zu beschließen. Robert Stützle (Bild) berichtete davon, wie die Idee zur Bürgerstiftung im Rahmen einer Weihnachtsfeier 2013 geboren wurde. „Ein Jahrzehnt ist seitdem vergangen, aber wir sind zufrieden, dass die Idee in der Bürgerschaft Fuß gefasst hat.“ Der Stiftungszweck sei weit gefächert, Kultur, Sport, Soziales, Jugend-, Familien- und Seniorenarbeit und vieles mehr könnten deshalb gefördert werden. Ein besonderer Dank Stützles ging an Peter Depfenhart, der mit Sachverstand, Durchhaltevermögen und unermüdlichem Arbeitseifer das Projekt Bürgerstiftung vorangetrieben hatte. An die Adresse der Zustifter, Privatpersonen und Firmen sagte er: „Sie waren ohne Wenn und Aber bereit, Spenden und Zustiftungen in erheblichem Umfang zu tätigen, was die Gründung der Bürgerstiftung erst möglich gemacht hat. Ohne sie wäre alles nichts!“
Regierungspräsident Klaus Tappeser schrieb ins Goldene Buch: „Bürgerstiftung Bad Wurzach – ein Musterbeispiel für bürgerschaftliches Engagement! Herzlichen Glückwunsch und viele Spenden!“ Dazu durften sich die fünf Initiatoren der Stiftung mit ihren Unterschriften „verewigen“.
Text und Fotos: Uli Gresser
Viele Bilder finden Sie unter Download. Ein erster, kurzer Artikel ging bereits am späten Abend des 20. März online.