Traditionelle Geldbeutelwäsche soll wieder Platz für frisches Geld schaffen
Bad Wurzach – Wie immer am Aschermittwoch um 11.11 Uhr trafen sich auch dieses Jahr wieder Mitglieder Riedmeckelerzunft Bad Wurzach am Stadtbrunnen zur traditionellen „Geldbeutelwäsche“. Um dort mit warmen Wasser aus Plastikeimern – der Stadtbrunnen war noch trockengelegt – ihre vom vielen Feiern leeren Geldbeutel zu reinigen. Damit soll – einer alten Mär zufolge – frisches Geld für die am 11.11. beginnende Saison 2024/25 in den Beutel zurückgespült werden.
Zunftmeister Dominic Neher ging seinen zwei Dutzend Helfern mit gutem Beispiel voran: Er war der Erste, der sein vollkommen geleertes Portemonnaie ausspülte und auf die zwischen zwei Laternen gespannte Leine zum Trocknen warf.
Beim Kehraus am Vorabend hatte er noch gejammert: „Mir hond koi Geld me, wer gibt es uns?“ Und nun kam er im „Schaffhäs“ und wusch seinen leeren Geldbeutel aus, in der Hoffnung auf Besserung.
Weil die Temperaturen an diesem Aschermittwoch, der gleichzeitig auch Valentinstag war, frühlingshaft waren, mochten die Zunfträte und Schaffer nicht gänzlich auf die üblichen Wasserspiele verzichten. Sie taten dies aber mit wohldosiertem Schaum, um ja keinen Infekt für ihr angeschlagenes Immunsystem zu riskieren.
Die Damen und Herren vom Pflegeheim, die bei ihrem Spaziergang vorbeikamen, erfreuten sich als Zuschauer an der Aktion und machten, als sich die Schaffer ans Werk machten, noch ein Gruppenfoto mit der Wäscheleine.
Die mit der Geldbeutelwäsche verbundene Aufgabe wurde durch das angenehme Wetter leichter als 2020, als sich der Winter exakt am Aschermittwoch noch einmal aufbäumte.
Nach der Geldbeutelwäsche folgte nun der letzte Arbeitseinsatz der diesjährigen Fasnetssaison. Die Geldbeutelwäsche ist nämlich nur die spaßmachende und motivierende Kür: Der Hauptgrund, warum man sich am Stadtbrunnen traf, waren die in den Stadtfarben Rot, Gelb und Blau gehaltenen Fasnetswimpel und -bändel, die den auswärtigen Hästrägern und Zuschauern beim Narrensprung den Umzugsweg markierten, einzuholen. Diese mussten wieder abgehängt werden und für die nächste Saison eingelagert werden, um den Straßen der Stadt wieder ein der Fastenzeit angemessenes Aussehen zu verleihen.
Voller Motivation gingen die Schaffer noch einmal ans Werk, die Fasnetsbändel wurden eingesammelt, um sie mit den anderen Fasnetsutensilien bis zur nächsten Saison einzulagern. Und am Ende der Aktion lockte bereits das ebenso wie die Geldbeutelwäsche in einer langen Tradition stehende Kässpätzleessen. Ob sich wohl Herr Winter über die Fasnetstreibenden gedacht hat: „Lass sie mal ruhig machen, ich mache auch was ich will.“
Bleibt die Hoffnung, dass es am Funkensonntag trocken bleibt und die Winterhexe in den fast überall lodernden Funkenfeuer gut verbrennt, damit einem baldigen Frühling nichts mehr im Wege steht.
Text und Fotos: Uli Gresser
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