Nach Schlüsselübergabe und Narrenbaumsetzen kamen die kleinen Narren zu ihrem Recht
Bad Wurzach – Wie in jedem Jahr übernahmen die Narren am Gumpigen Donnschtig mit dem Rathaussturm und Narrenbaumsetzen die Macht im Städtle.
Zunftmeister Dominik Neher konnte sich, bevor er die närrische Macht an sich riss, freuen: Nachdem er im Vorjahr die gastronomische Malaise angeprangert hatte, war das Kurhaus dank der Genossenschaftsgründung in diesem Jahr zum närrischen Hotspot geworden, wo die Zunft ihre Veranstaltungen abhalten kann und mit dem Sportlerball an diesem Wochenende auch das Ball-Event steigen wird. Und dazu auch ist – wenigstens an diesem Gumpigen – mit dem für einen Tag geöffneten “Dudelsack– dank des Fanfarenzuges – ein Silberstreif am Horizont erschienen.
„Werrat Genossa, dann kennat´r genießa!“
Für die Kurhaus-Genossenschaft machte er – ganz außerhalb der Reimform, aber durchaus sinnig – Werbung: „Werrat Genossa, dann kennat´r genießa!“ Ein kleines Problem gelte es aber noch zu lösen: Auf dem Weg zum Kurhaus müsse man zuerst noch eine intakte Brücke im Kurpark finden.
Er fragte sich, ob das Geld dafür wohl im neuen Badehaus versunken sei? Lustvoll nahm er auch noch den geplanten Turm im Ried aufs Korn, wo man dann die Zauneidechse aus 40 Meter Höhe anglotzen dürfe.
Alexandra Scherer gibt den Narren Regierungsratschläge
Trotz gewissen Widerstandes von Bürgermeisterin Alexandra Scherer bekamen die Narren dann doch den Rathaus-Schüssel in die Hände. Sie meinte zu dem Rathausansturm der Narren, sie hoffe, dass die Narren ausgeruht sind, „denn Arbat geit´s no grad gnug“. Schön wäre es, wenn sie in ihrer Regierungszeit bis Aschermittwoch doch gleich mal das Erdgeschoss des Herzens der Stadt sanieren würden.„Dann könnted dia Bürger wieder ins offene Hause flaniera, des wär für mi a große Freid, denn I mag um mi rum viele nette Leit.“ Photovoltaik auf allen Dächern und Flächen, in Sachen Klimaschutz würde die Stadt nun richtig Gas geben, „aber do werrat Ihr jetzt sicher neue Maßstäbe setzen.“ Mit jeder Art Erneuerbaren würde die Energiewende gelingen, nur bat sie darum, das Ried zu verschonen, um das Europa-Diplom nicht zu gefährden.
Der Chief gibt die Kommandos
Dann war es an Franz-Josef Maier, genannt “Chief”, den Zimmerleuten – darunter auch eine Zimmermannsfrau (?) / ein weiblicher Zimmermann (?) – die, angeführt vom Fanfarenzug, den Narrenbaum zum Rathaus gebracht hatten, Kommandos zum Aufrichten desselbigen zu geben. Maier, ein gelernter Zimmermann, sang zunächst das Hohelied aufs Zimmerer-Handwerk. Er gab die Kommandos dann – als Gemeinderat ja selbst Mitglied eines politischen Gremiums – natürlich nicht ohne politische Seitenhiebe. „Viele dend heit Bleistift spitza, dagweis auf dem Arsch romsitza, höchschdens no beim Essa schwitza ond au sonschd it arg viel nütza.“ Nachdem die große Schar an Zimmerer in diesem Jahr schneller als erwartet den in den Stadtfarben gehaltenen Narrenbaum in seinem Loch versenkt hatte, gab Maier noch eine Strophe zum Besten, die er vor bereits 20 Jahren geschrieben hatte: „Des Leaba wird saumäßig teuer, wenn des no lang so weitergaht, verreckt des Geld mitsamt dem Staat.“
Dann verriet er noch sein bisher geheimes Chief-Mantra: „Wo ich bin, ist es schön. Wo ihr seid, ist es schön. Wo ist es heute schön, in Wurzach ist es schön!“ Wer dieses Mantra dreimal am Tag aufsage, werde die Energie spüren, die dem Leben eine unglaublich positive Wende geben werde.
Mit dem traditionellen Zimmermannsklatsch und einem weiteren Stück des Fanfarenzuges endete das wieder alljährlich wiederkehrende Ritual. Dann war es Zeit für den Umzug der kleinen und großen Narren zum Kurhaus, wo die Narrenzunft bereits im närrisch dekorierten Saal auf die kleinen Narren wartete, um bei Spaß,Tanz und Spiel, Getränken und kleinen Snacks den Gumpigen Donnschtig ausklingen zu lassen.
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