Perfektes Wetter beschert Narrensprung Haidgau riesigen Zuschauerandrang
Haidgau –„Hoig’r Fasnet? Wia Küssle vom Glück!“ So lautet das Motto der Haidgauer Narrenzunft Chadaloh, die am Samstagnachmittag (3.2.) mit rund 2500 Hästrägern und Musikanten ihren traditionellen Narrensprung feierte – und bei bestem Kaiserwetter bekam man ein Ahnung davon, warum.
Wer an diesem Tag mit dem Auto das „Hoigamer Narrennest“ anfuhr, musste früh dran sein oder er hatte noch einen weiten Fußweg vor sich: Im Süden mussten die Besucher fast in Kimpfler parken, im Westen ging es kurz nach der Abfahrt von der L314 kaum noch weiter. Bereits ab dem Aufstellungsplatz in der Ehrensberger Straße säumten die zahllosen Besucher in mehreren Reihen den Umzugsweg, um beim Defilee der 40 Zünfte und 25 Musikgruppen hautnah dabei zu sein. Da lachte das Herz von Zunftmeister Daniel Wassner, dem beim Zunftmeisterempfang am Vormittag bereits eine große Ehrung widerfahren war. War doch die Ehrentribüne sehr gut mit Vorstandsmitgliedern des Alemannischen Narrenrings (ANR) gefüllt. Apropos ANR: Im nächsten Jahr feiern die Chadalohs ihren 50. Geburtstag und werden dann das Freundschaftstreffen des ANR ausrichten.
Sonja im Doppelpack
Unten auf der Straße versorgten wieder Günther „Turbo“ Angele, Wassners Zunftmeisterkollegen und Alex Wild mit Kopftüchern und Hexennasen als nimmermüde Sonja Schrecklein-Doubles das selbstredend verkleidete Publikum mit den Narrenrufen der Hästräger. Im Mittelpunkt ihres neckischen Geplänkels stand in diesem Jahr die Regionen-Einteilung des ANR, wo die Haidgauer und die Heimatzunft der Ellwanger Bahwaldbohle von Turbo Angele beispielsweise der Region Allgäu zugeschlagen war, obwohl die Orte geografisch fast im Herzen Oberschwabens liegen …
Pünktlich um 14.00 Uhr starte der närrische Lindwurm mit der Musikkapelle Haidgau an der Spitze, gefolgt von Narrensamen, Wachtmeister und Fasnetslader der gastgebenden Chadalohs. Nach dem musikalischen Intermezzo der Vogter Schalmeien folgten mit den Vogter Heufressern, der Baienfurter Henkerhaus Zunft und den Doraweibla aus Dornstadt die Patenzünfte der Chadalohs. Natürlich nicht fehlen durfte die Haidgauer „Konkurrenz“, die Haisterkircher “Z …-Sippe, die in der vergangenen Saison im Zuge des Political-Correctness-Wahns einen Teil ihres Namens eingebüßt hat.
Stammgäste beim Haidgauer Sprung sind etwa die Narrenzunft Laudonia Lauingen, die närrische Heimat von Co-Ansager Alex Wild, die Narrenzunft Ulm oder die Oberkochener Schlagga-Wäscher, die jedes Jahr die längsten Anfahrtswege auf sich nehmen, um in Haidgau „vom Glück geküsst zu werden“. Ebenfalls immer dabei: Die Narrenzunft Ochsenhausen mit ihrem urigen Roale und dem weiblichen Pendant, dem Rankenweible.
Mit den größten Abordnungen waren die unzähligen Jordanhexen aus dem benachbarten Bergatreute (Berengar-alles klar) und die Eberhardzeller Zeller Schwarze Katz sowie die Nibelgauer (Hoorig, hoorig isch dia Katz) aus Leutkirch gekommen. Aber auch die klangvolle Ravensburger Schwarze Veri Zunft und die Kisslegger Hudelmale zeigten sich den Haidgauer Narren in Bestform. Ebenfalls Stammgäste beim Haidgauer Sprung sind – und mit ihrem Narrenruf „No it hudla“ durchaus zeitgemäß – die Aitracher Narrenzunft mit Roiweible und Kelleweible mit ihrer Backspezialität, der Ofanudel.
Nicht gerade zartfühlend gingen die Ellwanger Bahwaldbohle mit den beiden Hexennasen-tragenden Ansagern um: Mit ihrer Spezialität, den Erdnüssen, stopften sie beiden für einige Augenblicke im Wortsinne das „Maul“. Mit seinen akrobatischen Fähigkeiten glänzen konnte Hexe Alex(andra): Angesichts der hübschen Gardemädchen der Landjugend-Garde aus Unterschwarzach wagte er auch einmal einen Spagat. Der Haidgauer Zunftmeister Daniel Wassner bekam von den Neuravensburgern beim „Bärenkegeln“ eine kräftige Abfuhr: Während sie bei ihrer Zunftmeisterin brav wie die Kegel umfielen, wurden die „Schübe“ des Haidgauer Narrenmeisters von den putzigen Bären nur mit einem Kopf-zur Seite-neigen quittiert.
In diesem Jahr schafften es nur zwei Bad Wurzacher Narrenzünfte, eine Einladung für den Narrensprung in Haidgau zu ergattern: Da wären zum einen die Narrengilde Unterschwarzach, für die die Haidgauer bei der Aufnahme in den ANR Pate standen, sowie die Seibranzer Langjuppen, die in diesem Jahr ihre neue Figur, den Wandersmann, der Öffentlichkeit präsentierten.
Was wäre Fasnet und ein Umzug ohne Musik: Die Hoigamer Stroaßa Hup´r, die Riedspatza Bad Wurzach und der Fanfarenzug aus der Riedstadt vertraten neben der Musikkapelle Haidgau die Farben Bad Wurzachs. Aus der näheren Umgebung waren mit dem Fanfarenzug Graf Humbrecht aus Eberhardzell, den Schalmeien aus Ellwangen, der Lumpenkapelle Urbach und dem zunfteigenen Fanfarenzug aus Bergatreute einige weitere Gruppen dabei. Dazu gesellten sich noch viele weitere Guggamusiken, Lumpenkapellen, Schalmeien und Fanfarenzüge, die nach dem Umzug in der Halle und auf den Straßen noch weiter für Stimmung sorgten.
Nach dem Umzug ging es in der Festhalle und in den beiden Discozelten noch lange rund, ehe im Dorf erst spät getreu dem vor einigen Jahren wegen der sparsamen Straßenbeleuchtung eingeführten Motto „Fast Nacht in Haidgau“ wieder die verdiente Ruhe einkehrte.
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