500 Teilnehmer bei Kundgebung auf dem Schlossplatz
Aulendorf – Als Zeichen für Solidarität und Respekt, gegen Hass und Hetze, für Demokratie und gegen Spaltung und rechtsextreme Positionen hatten Sabine Steinwandel und Bruno Sing eine Kundgebung auf dem Aulendorfer Schlossplatz organisiert. Für ein breites Aktionsbündnis hatten sie die Unterstützung der Stadt Aulendorf, der im Gemeinderat vertretenen Parteien, der Kirchengemeinden und vieler Aulendorfer Vereine und sozialer Organisationen von DGB bis VdK hinter sich versammelt.
Sabine Steinwandel und Bruno Sing
Wo eine aktive Zivilgesellschaft Solidarität lebt und Teilhabe an Veränderungsprozessen ermöglicht, kann es gelingen, der Normalisierung rechtsextremer Positionen wirksam entgegenzutreten und für unsere demokratischen Grundrechte einzustehen, erklärten Sabine Steinwandel und Bruno Sing in ihrem Aufruf zu der Veranstaltung mit Redebeiträgen und Musik. Sabine Steinwandel freute sich über die große Beteiligung als Ausdruck einer gelebten Vielfalt jedes Einzelnen, die hier versammelt sind, und erinnerte an das Attentat von Hanau, das sich am 19. Februr jährt.
Niklas Gentner
Für die junge Generation sprach Niklas Gentner, Autor „Von Kopf aufs Blatt“, sein erstes jüngst veröffentlichtes Werk. Die versammelten Leute jeden Alters rief er auf für ein Ja zur Demokratie, das bedeute, miteinander zu leben, sich zu versammeln und seine Meinung kundtun zu können. Inspiriert von einem Brauch in Sizilien hatte er die Idee, regelmäßig ein gemeinsames öffentliches Mittagessen zu praktizieren.
Vor dem nächsten Redebeitrag sang Brigitte Thaler „From a distance“, ein Lied von Bette Midler und „Imagine“ von John Lennon.
Rita Ditttrich und Guido Winkhardt
Gemeinsam – ein ökumenischer Beitrag von Rita Dittrich für die Katholische Kirchengemeinde St. Martin und Guido Winkhardt für die evangelische Thomas-Kirchengemeinde – erhoben sie die Stimme gegen Angst und Hass und für die Grundrechte der Personen- , Meinungs- und Glaubensfreiheit. Sie luden ein, in Liebe für Toleranz, Freiheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit einzutreten. Es liege an jedem Einzelnen, in seinem Umfeld, gegen den Hass anzugehen.
Texte unbekannter Frauen
Als Premiere brachten Martin J. Waibel und Eckhard Lehmann zusammen mit Brigitte Thaler zwei traurige Texte von unbekannten Frauen, die beklommen machten, zu Gehör: „Draußen steht eine lange Nacht“, gefunden im KZ Ravensbrück und „Schlaf, kleiner Freund“ von einer Mutter für ihr Kind auf dem Transport nach Auschwitz.
Matthias Burth
Die Rednerliste beschloss der Aulendorfer Bürgermeister Matthias Burth. Antisemitismus, jüdische Mitbürger, die nicht mehr offen ihren Glauben bekennen können, das nehme uns in die Verantwortung: „Nie wieder ist in der Tat jetzt“. Er hätte es nicht für möglich gehalten, dass Vertreter von Parteien über Remigration, einen Vertreibungsplan, reden. Es sei so gemeint und das mache ihm Sorge. Deutschland brauche Zuwanderung und sie leiste einen Beitrag für unser Gemeinwesen und unseren Wohlstand. Auch wenn man nicht die Augen vor den Sorgen der Menschen verschließen könne, es gelten Regeln, die im Grundgesetz Artikel 1 niedergeschrieben sind. „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“ Gegen alle, die dies nicht wollen, müsse man klare Kante zeigen und den Anfängen wehren. Nur eine offene Gesellschaft sei wirklich lebenswert. Gleichgültigkeit hierbei sei eine Gefährdung der Demokratie durch Unterlassen. „Dafür sind wir heute hier“, schloss er seinen Beitrag, der mit viel Beifall begleitet wurde.
Text/ Bilder: Gerhard Maucher
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