Kultur & Freizeit
Wilhelmsdorf – Ich wachse als Jüngste von vier Geschwistern in einer evangelischen Familie auf und kenne von klein an die Weihnachtsgeschichte. Und doch definiert sich Weihnachten nach meinem Empfinden durch mehr als das Geschehen an Heilig Abend. Ohne einen geschmückten Weihnachtsbaum zum Beispiel ist Weihnachten nicht dasselbe. Eine Dorftradition spielt sich bei uns in Wilhelmsdorf an St. Nikolaus ab.
Ravensburg – Die neue Ausstellung „7980 Ravensburg – Alltag, Apokalypse, Autonomie“ im Ravensburger Humpis-Museum dokumentiert die 70er und 80er Jahre in der oberschwäbischen Provinz, mit dem Schwerpunkt auf der Kreisstadt Ravensburg, die damals die Postleitzahl 7980 hatte.
Als Schwabenkinder werden jene sechs- bis 15-jährigen Mädchen und Jungen bezeichnet, die zwischen 1600 und 1921 aus den armen Bergbauernhöfen der Alpenregion nach Oberschwaben kamen, um hier als billige Arbeitskräfte in der Landwirtschaft Lohn und Brot zu finden. Die Kinder wurden meist von einem Erwachsenen begleitet, der sich während der beschwerlichen Reise um sie kümmerte und den Lohn aushandelte. Der Gesindemarkt in der Bachstraße in Ravensburg war einer der bedeutendsten seiner Art; die dortige Skulptur von Peter Lenk nimmt Bezug darauf.
Oberschwaben – Auf dem elterlichen Einödhof hat der Bub mit dem Tenorhorn des Vaters spielerisch Töne ausprobiert, ganz ohne Unterricht oder Noten. Die Griffe für die drei Ventile hatte Peter bald raus. Und zur Ellwanger Musikkapelle hat es ihn damals schon magisch hingezogen. Was folgte ist ein Leben für die Blasmusik, davon 40 Jahre mit den Oberschwäbischen Dorfmusikanten. Am 9. September hat Peter Schad, der Lange, so sein Spitzname in der Schule, sein Abschiedskonzert in der Oberschwabenhalle in Ravensburg gegeben. Mit dabei sein Nachfolger Simon Föhr (40).
Ravensburg – 14 zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen versuchen mit Videos, mit Fotografie, Cartoons und Malerei, sich emotionalen, gesellschaftlichen und ökonomischen Aspekten von „Familie“ zu nähern. Der Titel der Ausstellung spielt mit einem Wort – „Wahl.“ Selten reduziert sich die Gründung einer Familie nur auf zwei Menschen, die sich lieben, die Werte miteinander verbinden und Lebensentwürfe für die nächsten Jahrzehnte, idealerweise bis ins Alter. Der Titel der Ausstellung „(Wahl-)Familie. Die, die wir sind“. Zu sehen ist sie im Kunstmuseum Ravensburg.
Bad Wurzach – Der Saal war voll, die Stadtkapelle spielte unter anderem einen Titel mit Österreich-Bezug („Kaiserin Sissi“), Bürgermeisterin und Laudatorin würdigten ein Werk, das in idealer Weise zur Intention des Stifters passt, und die Laureatin gab detaillierten Einblick in das Werden ihres stolzen Œuvres: Die Verleihung des hochangesehenen Friedrich-Schiedel-Literaturpreises war wieder ein Fest für Bad Wurzach. Ausgezeichnet wurde heuer Monika Czernin, Schriftstellerin und Filmemacherin aus Österreich.
Biberach – Protest kann viele Formen haben. Eine besonders originelle erlebte das Publikum eines Theaterstücks just an dem Ort, an dem ein „Baum mit demokratischen Wurzeln“ gepflanzt und alsbald wieder entfernt worden war.
Waldburg – Das alljährliche BLIX-Sommerinterview mit Roland Roth über das Wetter, Klima, Gott und die Welt ist ein Highlight im BLIX-Jahreskalender. Auch dem Wetterexperten ist dafür kein Weg zu weit und zu steil. Und der Aufstieg zur Waldburg ist verdammt steil – insbesondere wenn man noch ein E-Bike schieben muss! Denn mit einem solchen ist der Autoverächter aus Bad Schussenried bei jedem Wetter unterwegs. Die Waldburg ist Herausforderung. Das zeigt auch ihre Geschichte, die in den kommenden zwei Jahren anlässlich von „500 Jahre Bauernkrieg“ von besonderer Bedeutung ist. Auch dazu weiß der einstige Schussenrieder „Motzer“ was zu sagen
Waldburg – Die Stammburg des Truchsessen- und Reichsfürstengeschlechts Waldburg aus dem 12. Jahrhundert macht Vergangenheit sinnlich erfassbar. Eine großartige Aussicht belohnt den kurzen aber steilen Aufstieg auf 722 Meter.
Messkirch – Zehn Jahre ist es her, dass bei Meßkirch mit einem Klosterbau der besonderen Art begonnen wurde. Der Bauplan dafür hatte fast 1200 Jahre in der Stiftsbibliothek des Klosters St. Gallen gelegen. Gezeichnet wurde er von Mönchen auf der Insel Reichenau als Geschenk für das Kloster in St. Gallen – alles in allem ein Austausch über Architektur unter Mönchen des 9. Jahrhunderts. Dabei ist diese einzigartige Zeichnung aus karolingischer Zeit selbst schon ein Kulturdenkmal von überragendem Wert.
Westallgäu – Der Eistobel südlich von Isny liegt zwar nicht mehr im Ländle, sondern in Bayern, ist von Oberschwaben aber schnell zu erreichen. Wasserfälle und tiefe Strudellöcher, riesige Nagelfluhblöcke und gewaltige Felswände – das etwa dreieinhalb Kilometer lange Naturschutzgebiet Eistobel ist Geologie zum Anfassen und zum Erwandern. Eingerahmt von bis zu 130 Meter hohen Felswänden stürzt das Wasser der Oberen Argen über mehrere Geländestufen talwärts. Zu den Höhepunkten der Schlucht zählen der 18 Meter hohe „Große Wasserfall“ und der „Zwinger“, ein Gewirr aus gewaltigen Felsblöcken. Die „Hohe Wand“ und die „Große Nagelfluhwand“ ragen jeweils rund 50 Meter über den Fluss auf.
Warthausen – Mal mehr, mal weniger nah und verschlungen, führt der Radweg entlang der Museumsbahn von Warthausen nach Ochsenhausen, wo man Rad und Gepäck ins Öchsle verstauen kann, um gemütlich und mit viel Dampf die Rückfahrt anzutreten.
Bad Saulgau – Mystische Gedanken aus Christentum, Buddhismus und Sufismus prägen das Werk der Künstlerin Elisabeth Finck. Bis 2. September sind ihre großformatigen Arbeiten im Torhaus von Kloster Sießen zu sehen.
Buchtipp – Achtzig „Glücksorte in Oberschwaben“ hat die Ravensburgerin Juliane Lutz aufgetan. Auf jeweils zwei Seiten stellt sie landschaftliche Kleinode wie den Langwuhrweiher, das Wurzacher Ried oder die Adelegg vor aber auch architektonische Kostbarkeiten wie das Treppenhaus im Wurzacher Schloss, den Biberacher Weberberg oder die Kirche St. Verena in Rot an der Rot.
Aulendorf – Es gibt Traditionalisten, die nehmen einem die Luft zum Atmen. Auch in der Musik. Der Folk (das Wort Volksmusik trifft das Genre nicht richtig) wirkt dann puritanisch, erstarrt. Die Aulendorfer Band Cúl na Mara ist das erfreuliche Gegenteil. Seit vielen Jahren inspiriert Sonja Bumiller, Martin J. Waibel, Eckhard Lehmann und nun den neu hinzugekommenen Tobias Allgaier die traditionelle keltische Musik.
Attenweiler – Der Europäische Tag der Jüdischen Kultur, seit 1999 am ersten September-Wochenende begangen, steht 2023 unter dem Motto „Memory/Erinnerung“. In 30 Ländern Europas wird das vielschichtige jüdische Erbe lebendig, es geht nicht in erster Linie um das Erinnern an die NS-Zeit.
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