Der Mittsechziger Hirayama (Koji Yakusho) fristet sein Dasein als Toilettenreiniger in der japanischen Metropole Tokio. Dennoch scheint er mit seinem Leben vollkommen zufrieden zu sein. Außerhalb seines immer gleich ablaufenden Alltags genießt er seine Leidenschaft für Musik und Bücher. Dabei hört er noch alte Kassetten und liest aus abgegriffenen philosophischen Werken. Außerdem ist er fasziniert von Bäumen und hält besonders interessante Exemplare mit der Kamera fest. Eine Reihe unerwarteter Begegnungen enthüllt jedoch nach und nach mehr über seine Vergangenheit und die Gründe, warum die Einfachheit seines täglichen Lebens ihm das ersehnte Glück zu geben scheint.
Der deutsche Filmemacher Wim Wenders war schon immer ein Vertreter des schlichten, entschleunigten Kinos. Beinahe erwartungsgemäß scheint dies im Alter sogar noch zuzunehmen. In „Perfect Days“ begleiten wir den wortkargen Protagonisten beinahe zwei Stunden lang durch seinen recht ereignislosen Alltag. Wir sehen ihm beim arbeiten zu, beim essen, beim schlafen. Wir werden Zeuge eines einfachen sowie einsamen Lebens, durch das sich ein in der Vergangenheit zu lebender Mann im hippen Tokioter Stadtteil Shibuya manövriert. Unterbrochen wird diese Routine stets von anderen Personen, der frühreifen Nichte, dem chaotischen jungen Arbeitskollegen und dessen Freundin sowie der Restaurantbesitzerin, die sich zu dem eigenbrödlerischen Hirayama hingezogen zu fühlen scheint. Wenders inszeniert diese simple Geschichte ruhig, ja fast schon dokumentarisch, aber auch überaus stimmungsvoll. Dazu trägt sowohl das klassische 4:3 Bildformat als auch der aus Hits der 70er Jahre bestehende Soundtrack bei. Dazu überzeugt der bekannte japanische Hauptdarsteller Kōji Yakusho mit ausdrucksstarkem Spiel, das nicht vieler Worte bedarf. Dafür wurde er in Cannes als bester männlicher Hauptdarsteller geehrt, zudem wurde Perfect Days als bester fremdsprachiger Film für einen Oscar nominiert. Durchaus zurecht, denn Wim Wenders gelingt hier ein poetisches Kleinod über das Leben, in dem sich so gut wie jeder auf die ein oder andere Art wiederfinden dürfte.
Erscheinungsdatum: 5. April 2024
Laufzeit: 125 Min. / FSK: 0
Autor: Alexander Koschny
NEUESTE BLIX-BEITRÄGE
Editorial BLIX März 2025
Teilhabe, Gerechtigkeit, Freiheit
Wider „die mörderischen Rotten“
Gegen Angst hilft, aktiv zu sein
„Wir bringen die Akteure zusammen“
Blick in den Kleiderschrank
Hoch hinauf
Die Unermüdliche
Gemeinsam unterschiedlich
Nistkästen für Schleiereulen
Keine Angst vorm Fasten
Bayern auf Titelkurs
Neu im Kino: Mickey 17
Filmpreview: Sing Sing
Making Of: Masters of the Universe (2026)
BLIX-RUBRIKEN



BLIX-NEWSLETTER

BLIX-ARCHIV
VERANSTALTUNGEN
