Erinnern Sie sich noch an die Adventszeit, wie wir sie in unseren Kindheitstagen erlebt haben? Drei Wochen waren unendlich lang, aber zum Glück versüßt, indem wir Tag für Tag ein weiteres Türchen unseres Adventskalenders öffneten und so der großen Bescherung Stück für Stück näher rückten. Meistens handelte es sich dabei um klassische Adventskalender mit weihnachtlichen Motiven, hinter deren 24 Türchen leckere, in Form gegossene Schokostückchen darauf warteten, noch vor dem Frühstück verzehrt zu werden. Doch genau diese Kalender scheinen heute ziemlich aus der Mode zu sein. Eine Recherche nebenbei.
Wie ich überhaupt auf dieses Thema komme? Nun, seit gut zehn Jahren zähle ich mich zu den Hundebesitzern und bin als stolzer Papa von „Kevin“ natürlich stets um das Wohl der mittlerweile schon etwas ergrauten Fellnase bedacht. Neulich greife ich also während des Schauens eines Films auf Netflix, der mich nur bedingt interessiert hat, zum Smartphone um zu sehen, was auf Facebook so los ist. Second Screening nennt man das heute. Beim Scrollen ist mir die Anzeige eines Adventskalenders mit dem Titel „Winterreise“ und einem hübschen, winterlichen Hundemotiv ins Auge gefallen. Interessiert klicke ich auf die Anzeige und siehe da, es handelt sich tatsächlich um einen Adventskalender für Hund und Herrchen (oder Frauchen), der nicht etwa schmackhafte Leckerli beinhaltet, sondern Kärtchen mit Tipps und Übungen für die gemeinsame Zeit mit Bello (oder Bella) während der Adventstage. Eine wirklich schöne Idee, wie ich finde.
Ähnliches gibt es tatsächlich auch für Paare: tägliche romantische und kreative Aufgaben für Verliebte, um durch gemeinsame Zeit im Advent die Bindung zu stärken, damit es nach dem Besuch der (potenziellen) Schwiegereltern an Weihnachten nicht zur Beziehungskrise kommt. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs, so gibt es beispielsweise für Krimi-Fans den Tatort-Kalender: ein Rätsel pro Tag um schließlich am Weihnachtsabend den Täter zu überführen. Bleibt nur zur hoffen, dass es sich dabei nicht um den Weihnachtsmann handelt, denn sonst fällt das Fest wohl ins Wasser. Für Sportfreunde gibt es natürlich einen Kalender ihres Lieblingsvereins und vor allem die Nerds kommen zur Weihnachtszeit voll auf ihre Kosten. Der Begriff sagt Ihnen nichts? Wikipedia meint dazu: „Nerd (englisch modern für „Computerfreak“; ursprünglich für „Sonderling“) ist eine Bezeichnung für an Spezialinteressen hängende Menschen.“ Nun gut, lassen wir das mal so stehen, alles andere würde auch zu weit führen. Star Wars, Fortnite, Harry Potter oder Stranger Things lassen bei Ihnen eher nicht die Glocken klingeln? Bei den sogenannten Nerds dafür garantiert, und so gibt es unzählige Kalender mit allem möglichen Nippes, von Minifiguren bis hin zu Socken mit den Logos des jeweiligen Franchise. Apropos Minifiguren: Bei den Kids stehen natürlich Kalender bekannter Spielzeugmarken wie LEGO, Playmobil oder Hot Wheels hoch im Kurs – hinter jedem Türchen ein Figürchen. Was ist dagegen schon ein läppisches Stück Schokolade? Eben. Und wer es nachhaltig mag, der holt sich einen veganen Adventskalender mit pflanzlichen Leckereien für jeden Tag. Kostenpunkt: etwa 60 bis 80 Euro. Dafür ist das Ganze aber auch weitaus gesünder als Kakaobutter und Zucker. Für diejenigen, die ihr Smartphone am liebsten überhaupt nicht mehr aus der Hand legen wollen, gibt es darüber hinaus auch den digitalen Adventskalender. Hier verstecken sich hinter jedem Türchen Links, Gifs und Videos. Nun ja, persönlich habe ich dann doch lieber was in der Hand bzw. im Mund. Und daher stellt sich mir die Frage, gibt es ihn denn überhaupt noch, den guten alten Adventskalender mit den schokoladigen Förmchen. Meine Recherche ergab: Ja, kaum zu glauben, aber unter all den ausgefallenen Angeboten gibt es ihn tatsächlich noch, man muss nur danach suchen. Und da Weihnachten auch immer eine Zeit für Nostalgie ist, ist das auch gut so!
Autor: Alexander Koschny