Ummendorf – Noch bis Ostersonntag sind in der Versöhnungskirche vier Passionszyklen höchst unterschiedlicher zeitgenössischer Künstler zu sehen.
Am 16. März fand die Vernissage zur Kunstausstellung „Stationen. Werke zur Passion“ in der Ummendorfer Versöhnungskirche statt. Pfarrerin Muriel Sender erinnerte an die Kreuzwegandachten, die bereits im 15. Jahrhundert gefeiert und von Bildstöcken und anderen bildlichen Elementen unterstützt wurden. Die im Kirchenraum präsentierten Werke vier zeitgenössischer Künstler sollen den Besuchern eigene Zugänge eröffnen. Muriel Sender freute sich besonders die Künstlerin Ilse Wolf begrüßen zu dürfen.
Kurator Dr. Uwe Degreif führt in die Ausstellung ein. Neben der Geburt Christi sei dessen Passion die populärste bildliche Erzählung des Christentums, erläutert der Kunsthistoriker und frühere stellvertretende Leiter des Museum Biberach. Ihr begegne man in Ummendorf auch im Innenraum der katholischen Kirche St. Johann Evangelist und draußen am Kreuzberg. In meist 14 Stationen werden der Weg zum Kreuz, die Kreuzabnahme und die anschließende Auferstehung anschaulich gemacht. Früher wählten Künstler meist eine sehr realistische, drastische Darstellung, um Mitgefühl zu wecken. Doch im 20. Jahrhundert wurde mit dieser Tradition gebrochen. Künstler wollten zunehmend unverwechselbar werden und ihre Werke deutungsoffen halten.
Die in der Versöhnungskirche präsentierten Kunstschaffenden widmen sich mit ihren vier Jahrzehnte überspannenden Passionszyklen weiterhin dem Heilsgeschehen. Der älteste Zyklus aus den frühen 1960er Jahren stammt vom Salvatorianer Pater Egino Manal aus Bad Wurzach. Den jüngsten schuf 2005 Jörg Länger, dazwischen liegen die Zyklen von Anton Stankowski und Ilse Wolf. Egino Manal wählte Kupferblech und überdeckte es mit Emaille-Granulat, Ilse Wolf malte mit dem Pinsel hinter Glas, Jörg Länger zeichnete und kopierte auf Papier, Anton Stankowski ließ seine 14 Kompositionen druckgrafisch vervielfältigen.

Bildliche und musikalische Abgründe
Bei Ilse Wolfs meisterhaften Hinterglasbildern erkennt man Jesu schmerzhaften Weg am deutlichsten ausgeprägt. Sie erzeugen eine große Nähe. Bei Jörg Länger erscheint die Christusfigur klein und schwebend. Er zitiert in seinem Werk Passionsdarstellungen großer Meister wie Hans Holbein, Albrecht Dürer und Matthias Grünewald, indem er Figuren aus deren Gemälden kopiert und in eigene Bildideen einfügt. Beschriftungstäfelchen verweisen auf die jeweiligen Bibelstellen. Egino Manal gestaltet einen ausgemergelten, biegsamen, seinen Peinigern ausgelieferten Körper. Geradezu radikal, von der historischen Erzählung gelöst, ist der Zyklus des Grafikers und Fotografen Anton Stankowski. Er setzt auf Geometrie und stellt das Kreuz ins Zentrum, von links nach rechts sich in Richtung des Lichtes entfaltend.
Robert Stolz intonierte an der Klarinette eindrucksvoll Olivier Messiaens „Abgrund der Vögel“. Pfarrerin Sender bedankte sich herzlich bei ihm und bei Kurator Uwe Degreif sowie bei den Bad Wurzacher Salvatorianern, dem Initiator der Ausstellung Wolfgang Horstmann und allen Helfenden, die die Ausstellung ermöglicht haben.
Die Ausstellung ist Freitag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am 2. April findet um 19.30 Uhr ein Ökumenischer Abend mit Pfarrer Jürgen Sauter statt. Am 14. April um 19 Uhr führt Dr. Uwe Degreif durch die Ausstellung.
Autorin: Andrea Reck
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