Skip to main content
Luftaufnahme der Adelegg mit Blick zum Bodensee. Fotos: Roland Rasemann

Die Adelegg – Es könnte ein Frauenname sein: Adelegg wie Adelheid. Ist es aber nicht. Aber was dann? Das Allgäu kennt jeder, Oberschwaben auch. Und „die Adelegg“ ist wie ein klobiger Türriegel, der beide Teile verbindet. Es ist Berg- und Grenzland, das ehedem monarchisch das Königreich Württemberg und das Königreich Bayern verband und heute – ziviler – das Allgäu mit Oberschwaben verbindet. Man fährt eher daran vorbei auf dem Weg nach Süden oder Norden, als dass man diese kleine, den Allgäuer Alpen vorgelagerte Berglandschaft kennen würde. Und will man „die Adelegg“ kennen lernen, dann muss man sie besuchen.

Das haben sich zwei Frauen und vier Männer zur Aufgabe gemacht und in Wort und Bild festgehalten, was ihnen begegnet ist in diesem „eigenwilligen Bergland zwischen Kempten, Isny und Leutkirch“, so der Untertitel ihres Buches über die „Adelegg“. Der opulente Band erschien Ende letzten Jahres und ist auch Vermächtnis von Manfred Thierer, Geowissenschaftler und Heimatpfleger, der in diesem Sommer starb, sowie von Franz Renner, Biologe und viele Jahre stellvertretender Leiter des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried, der bereits im letzten Jahr verstarb. Die weiteren Autoren sind Rolf Waldvogel, langjähriger Ressortleiter Feuilleton der Schwäbischen Zeitung, und seine Kolleginnen Sabine Centner und Stefanie Böck. Und damit die vielen Geschichten auch zum Augenschmaus taugen, hat Roland Rasemann, vielfach ausgezeichneter früherer Fotojournalist der Schwäbischen Zeitung, die vielen Worte mit einer Vielzahl von Bildern geschmückt.

ANZEIGE
Nichts zu meckern haben die Ziegen im Kreuzbachtal. 

Dieser Artikel würdigt die Autoren und ihr Werk, allen voran Manfred Thierer, der in der „Adelegg“ ein letztes Mal sein profundes Wissen über Land und Leute im Allgäu und Oberschwaben seinen Lesern mit Genuss nahebrachte. Es ist ein Artikel über ein Buch, das leider schon vergriffen ist. Aber „die Adelegg“ gibt es weiterhin.

Wolf-Dieter Storl lebt als pflanzenheilkundiger Autor schon seit über 30 Jahren auf dem Herrenberg in der Adelegg.

Die Adelegg ist eine Welt für sich: jene eigenwillige Berglandschaft zwischen Leutkirch, Isny, Buchenberg, Kempten, Wiggensbach und Altusried und umgeben von den Höhenzügen des Hohentanner sowie Kürnacher, Eschacher und Buchenberger Waldes. Ein Streifzug durch die Adelegg ist ein Wandern durch dunkle Wälder mit Hirsch und Gams, dazu passend schroffe Höhen und tief eingeschnittene Täler, über Almen mit Braunvieh und Ziegen führen die Wanderwege durch Ortschaften, die die Glaubenswelt und das Brauchtum ihrer Bewohner widerspiegeln. Dazu die Geschichte dieses besonderen Flecken Erde, der über Jahrhunderte von der Glasbläserei geprägt wurde. Eine Geschichte, die im Glasmacherdorf Schmidsfelden fortlebt, umgeben von einer besonderen Mischung von Menschen, die „die Adelegg“ ihre Heimat oder ihr Zuhause nennen – Einheimische, Reigschmeckte, Bergbauern, Waldler, Naturfreunde, Künstler, Tüftler, Einzelgänger … 

ANZEIGE
In der Glashütte Schmidsfelden bei Leutkirch übt Glasmacherin Katharina Hagl ihr traditionsreiches Handwerk aus.

Zum Beispiel der Ethnobotaniker und Waldschrat Wolf-Dieter Storl. Der „Allgäu-Schamane“, wie er auch genannt wird, lebt seit über 30 Jahren auf dem Herrenberg. Der heute 80-jährige gebürtige Sachse war als promovierter Kulturanthropologe Weltenbummler, bevor er sich mit Familie hoch oben auf dem Herrenberg einmietete und mit seinen Büchern über die Pflanzenwelt und deren Heilkräfte ein Millionenpublikum fand. Ein Zugezogener, dem die Abgeschiedenheit auf der Adelegg zur Berühmtheit verhalf.

Anton Schad vom Biohof Schad in Krummen im Kreuzthal spielt seinen Kühen ein Ständchen.

Ganz anders die „Post-Resl“, die vom Kreuzthal aus 40 Jahre, sechs Tage in der Woche den abgelegenen Höfen im Kreuzbach- und Ulmerthal, auf dem Wolfs- und Wirtsberg bis hinauf zur Kreuzleshöhe die Post brachte und das eine oder andere Lebensmittel gleich mit. Mehr als 16 Kilometer, 400 Höhenmeter, täglich und zu Fuß. Das sind in 40 Jahren 180.000 Kilometer oder vier Mal um die Erde. Und auf diesem mühsamen Lebensweg gebar Theresia Eisele auch noch fünf Kinder, die sich an eine glückliche Kindheit erinnern. Ihre Mutter starb 2009 mit 86 Jahren – auch glücklich, wie es scheint. „Sie war die letzte“, erzählt die Autorin. „Die letzte Landbriefträgerin, die die Post im Oberallgäu zu Fuß austrug.“ Es endete 1987 als die Post-Resl auf ihrem täglichen Dienstweg auf einem Tannenzapfen ausrutschte und sich beim Sturz heftig die Schulter verletzte. „Endstation Tannenzapfen“ berichtete die Tageszeitung über Resls Ausrutscher und ihr Dienstende.

ANZEIGE
Resi Eisele, ehemalige Postbotin im Kreuzthal. Foto: Wagner

Der größte Teil der Texte im Buch stammt aus der Feder von Manfred Thierer, der vor wenigen Wochen starb. Der frühere Professor mit Schwerpunkt Geowissenschaften an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten beweist mit diesem, seinem letzten Buch einmal mehr, warum er als engagierter Heimatpfleger und versierter Verfasser zahlreicher landeskundlicher Publikationen über Oberschwaben und das Allgäu einen so exzellenten Ruf erworben hat. Und wer schreibt, der bleibt.

Und des Namens Rätsel ist ganz einfach. Adelegg bedeute „dem Adel gehörige Egg“, erfährt man im Buch. Und Egg ist eine Flurbezeichnung: die Adelegg. Vielleicht macht sich ja auch eine Adelheid auf den Weg zu ihr?

Autor: Roland Reck



NEUESTE BLIX-BEITRÄGE

Editorial BLIX Dezember 2024

Liebe Leserinnen, liebe Leser, erleben wir dieses Jahr wirklich mal wieder „weiße Weihnachten“? Pünktlich zum Wochenende hat es geschneit. Herrlich! Nur einen Monat zu früh. Es ist November. Zuerst kommt noch der Advent, dann erst das Christkind. Bis dahin wird der Schnee im November schon längst geschmolzen sein. Aber wer weiß … Und was ist überhaupt das Faszinierende daran, sich jährlich die Frage zu stellen, ob es womöglich „weiße Weihnachten“ gibt? Es ist der Unterschied. Das „weiße Kleid…

„Dass wir frei sind“

„Zum dritten ist es der Brauch gewesen, dass man bisher behauptet, wir seien Eigenleute (Leibeigene, Anm. der Red.), was zum Erbarmen ist, in Anbetracht dessen, dass uns Christus alle mit seinem kostbaren Blutvergießen erlöst und losgekauft hat – den Hirten ebenso wie den Höchsten, keinen ausgenommen. Darum ergibt sich aus der Schrift (Die Bibel, Anm. der Red.), dass wir frei sind, und deshalb wollen wir‘s sein. (…)“ (aus: Die Zwölf Artikel – der dritte Artikel)

„Zukunft braucht Herkunft“

Baltringen – Es dauerte 460 Jahre bis das Gedenken an die Bauernrevolution von 1524/25 einen Ort in Baltringen fand. 1984 zog dort, wo bis dahin das „Leichenwägele“ im Rathaus untergestellt war, die „Erinnerungsstätte Baltringer Haufen“ ein. Schmunzelnd erinnert sich der pensionierte Geschichtslehrer Franz Liesch (76) an die Anfänge – und mit Stolz, denn es war das erste Museum in der alten Bundesrepublik, das sich der Geschichte des Bauernkriegs fortan widmete.

„Ich gehe nicht“

Bad Waldsee – Janusz Eichendorff ist Betriebsratsvorsitzender beim Wohnmobil-Bauer Hymer mit Sitz in Bad Waldsee. Vom DGB bekommt er Preise für seine Gewerkschaftsarbeit. Sein Arbeitgeber kürzt ihm das Gehalt, weil er angeblich nichts kann. 

Klimaschutz zur Erholung

Biberach – Ehe der Winter kommt, wird auf öffentlichen Flächen in Biberach emsig gepflanzt. Alleine im so genannten Grünzug am Flugplatz sind 900 Bäume fachgerecht eingegraben worden. 

Eiszeitkunst trifft auf Moderne

Tübingen/Blaubeuren – Die Universität Tübingen und das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren präsentieren eine Ausstellung zur Gegenwartskunst im Dialog mit Funden aus dem UNESCO-Weltkulturerbe der Alb. Die Ausstellung trägt den Titel „Eiszeitwesen. Moderne Perspektiven zur Eiszeitkunst“ und wird bis zum 12. Januar 2025 zu sehen sein.

Vereinsvorstand dringend gesucht …

In der abendländischen Tradition, sei es aus Sicht der klassischen Antike oder des Christentums, gehört der persönliche Beitrag zum Allgemeinwohl zu einem sinnerfüllten Leben. Immer noch?

Kaiserschnitt als Königsweg?

Rund 690.000 Geburten gibt es in Deutschland pro Jahr. Weniger als zwei Drittel der Frauen im Krankenhaus entbinden auf natürlichem Weg. Welches sind die Gründe

Gedanken in Fetzen

„Etwas Besinnliches mit Kultur“ soll es sein. Wünscht sich der Auftraggeber. Wegen Weihnachten. Aber Redaktionsschluss ist jetzt. Am Wochenende. Also weiter im Text. Besinnlich und was mit Kultur. Die soll es dann immer richten.

Kuschelige Kaminfeuer

An Weihnachten ist es besonders anheimelnd, vor einem Kaminofen zu sitzen, in dem knisterndes Holz Wärme und Licht ausstrahlt. Aber darf man das überhaupt noch?

Bayern geht vorneweg

Bayern München bleibt nach dem 3:0 Erfolg gegen den FC Augsburg souveräner Tabellenführer. Nur RB Leipzig kann trotz einer herben 3:4 Niederlage in Hoffenheim mit den Münchnern einigermaßen Schritt halten und steht auf Platz 2 in der Tabelle. Dahinter folgen Frankfurt, die aber noch vorbeiziehen könnten, Dortmund und Leverkusen.

Neu im Kino: Wicked – Die Hexen von Oz

Fans von Ariana Grande warten seit Monaten auf die Filmadaption des Musicals „Wicked – Die Hexen von Oz“ von Winnie Holzman mit Musik und Liedern von Stephen Schwartz. Ob der Popstar das Zeug zum Filmstar hat wird sich nun zeigen. Am 12. Dezember startet der erste von zwei “Wicked” Filmen in den deutschen Kinos.

Making Of: Die Nackte Kanone (2025)

Für welchen heiss erwarteten Blockbuster haben die Dreharbeiten gerade begonnen? Wurde eine berühmte Comicbook-Figur mit einem neuem Schauspieler umbesetzt? In unserer neuen Kino-Rubrik “Making Of” verraten wir worauf sich Cineasten und Superhelden-Fans gleichermaßen freuen dürfen. Wir blicken hinter die Kulissen der kommenden Kassenschlager und wagen eine Erfolgs-Prognose.

Filmpreview: Emilia Perez

Die überqualifizierte und dennoch ausgebeutete Anwältin Rita (Zoe Saldana) vergeudet ihre Talente in Mexico, indem sie für eine große Kanzlei arbeitet, die viel besser darin ist, kriminellen Müll zu beschönigen, als der Gerechtigkeit zu dienen. 

Neu auf DVD & Blu Ray: Trap – No Way Out

Die 12-jährige Riley (Ariel Donoghue) ist ein glühender Fan der Sängerin Lady Raven. Natürlich ist das Mädchen Feuer und Flamme, als ihr Vater Cooper (Josh Hartnett) sie mit zwei Karten für ein Konzert des Popstars überrascht. Doch die gesamte Megaveranstaltung, so erfährt Cooper von einem redseligen ­T-Shirt-Verkäufer, ist eine Falle. Die Polizei habe mitbekommen, dass der „Butcher“, ein gesuchter Serienkiller, das Konzert besucht. 

ANZEIGEN

BLIX-NEWSLETTER

VERANSTALTUNGEN

ALLGÄU-OBERSCHWABEN

Leutkirch – Am 4. Adventssonntag lud die Chorgemeinschaft St. Martin in Leutkirch zu einem Familien-Mitsing-Konzertna…
Ingoldingen – Kurz nach 1.30 Uhr am Samstagmorgen (21.12.) verschafften sich Unbekannte gewaltsam Zugang zu der SB-Ge…
Rötsee – Mit einer Lichtfeier beginnt der Heilige Abend um 17.00 Uhr in der uralten Wallfahrtskirche in Rötsee (bei K…
Baindt – Beim Spazierengehen fand eine 39-Jähriger Fußgänger am Samstag (21.12.) gegen 12.00 Uhr beim Egelsee in Bain…
Aichstetten – „Glücks-Kekse“ der besonderen Art hat es dieser Tage wieder in Aichstetten gegeben. Bereits zum zweiten…