Skip to main content
Waldpädagogin Nora Leipner vermittelt ihr Wissen sehr anschaulich. Fotos: Andrea Reck

Ochsenhausen – Auf die Suche nach dem Frühling machten sich an einem Samstag Mitte März neun Kinder mit Mama, Papa oder Oma. Sie hatten viel Spaß und wurden fündig. 

Am meisten leuchten an diesem trüben, knapp vier Grad kalten März-Nachmittag Nora Leipners Rasta-Haare.  Und ihre Augen, als sie den Kindern spielerisch das Erwachen des Waldes aus dem Winterschlaf näherbringt. „Den Frühling kann man riechen“, behauptet sie, man müsse nur den Geruchssinn etwas trainieren. Aber  zunächst hört man die Waldbewohner. Vor allem Amseln. Wobei die Vögel in der Stadt doppelt so laut singen wie im Wald, nämlich mit 90 Dezibel. „Wer nicht gehört wird, findet keinen Partner und kann sich nicht fortpflanzen“, erklärt die in Berlin aufgewachsene Landschaftsökologin, Erzieherin und Waldpädagogin. Sie arbeitet seit kurzem als Waldpädagogin für das Kreisforstamt im Landratsamt Biberach. Die Wald-und Umweltbildung des Landkreises bietet rund ums Jahr ganzheitliche kostenlose „Programme mit Herz, Hand und Verstand“ an. Für Lehrkräfte, Kindergärten, Schülerinnen und Schüler, und einfach  für Alle, die interessiert sind.

ANZEIGE
Sorgsam werden die Nester gebaut und befüllt.

Ein Mädchen findet bei einem Stopp am Weg einen Tannenzapfen, der sich dann aber als Fichtenzapfen entpuppt. Links des Weges ist der Wald dunkel und mit Moos bewachsen, rechts wächst lichter Laubwald, derzeit natürlich noch ohne Blätter. Adlerfarn wuchert dort im Sommer an sonnigen Flecken. Förster unterstützen die kleinen Bäumchen dabei, sich gegen ihn zu behaupten. Die Kinder hören, dass der Wald einem riesigen Schwamm gleicht, der weltweit so viel Wasser speichert, wie alle Flüsse und Seen zusammen. Es braucht im Wald viele verschiedene Pflanzen, die verschiedenen Tieren Lebensraum bieten. 

Nun sind alle eine Minute ganz leise, um die Vögel zu hören. Kohlmeise und Taube sind herauszuhören. Ruft ein Bussard, warnen kleinere Vögel vor dem Raubvogel. „Vor allem der Eichelhäher sagt allen Bescheid.“ Und wieso haben eigentlich die Männchen das schönere Federkleid? Klar, die Weibchen sind mit einem Tarnkleid beim Brüten auf den Nestern besser geschützt. Und was fressen die Vögel? Die Amsel kann ihr Lieblingsfutter, den Regenwurm, sogar unter der Erde hören und pickt an der richtigen Stelle hinein.  

ANZEIGE
Frühe Nahrung für Insekten.

Körner picken will gelernt sein

Nun lernen die Kinder, wofür welche Schnabelformen geeignet sind. Nora Leipner hat Bildkärtchen mitgebracht, auf denen zu sehen ist, welche Nester Kohlmeise, Zaunkönig, Buchfink, Rotkehlchen oder Star bauen, und was sie fressen. Jeweils zwei Kinder zusammen bauen ein Nest für den gewählten Vogel. Aus Pinzetten und anderen Werkzeugen dürfen sie ihren „Schnabel“ aussuchen,  picken dann die entsprechenden Samen und Nüsse aus dem mitgebrachten Futterangebot und legen es in ihr Nest. Als Leipner „Kuckuck“ ruft, kommen alle und zeigen ihre Nistplätze. Übrigens haben  Jungvögel noch keinen Geruch, kurzfristig alleine gelassene Tiere können daher etwa vom Fuchs nicht erschnüffelt werden. 

 Auf dem weiteren Weg sehen wir Haselblüten, die den Erstfrühling anzeigen und ähnlich wie Weidekätzchen, die man nicht abschneiden sollte, Insekten erste Nahrung bieten. Ein paar Meter weiter sind die wegen des schlechten Wetter geschlossenen gelben Blüten des Huflattichs zu sehen. Bald bleiben wir vor einer halben Meter hohen Tanne stehen, deren frische Spitzen vor allem Rehe lieben. „Das ist für sie die Schokolade des Waldes“, verdeutlicht die Waldpädagogin.

Zum Schluss gibt’s noch ein Fledermaus-Spiel. Die nachtaktiven Tiere fangen im Flug kleine Käfer. Gar nicht so einfach. Die Kinder stellen sich in einer Reihe auf, gegenüber die Eltern, die versuchen, Rosinen in die aufgesperrten Münder zu werfen. Viele  Rosinen landen auf dem Boden. Beim zweiten Versuch ahmen  die Kinder Fledermäuse nach, die ihre Flügel als eine Art Trichter einsetzen. Halten die Mädchen und Jungen ihre Hände als Trichter an den Mund, landen tatsächlich mehr Rosinen darin. 

Auf dem Rückweg zur Fürstenwaldhütte spielen die Familien Kröten. Männliche Kröten klammern sich nämlich auf dem Weg zum Laichplatz auf dem Rücken der größeren Weibchen fest und lassen sich tragen. Die menschlichen Doppeldecker haben viel Spaß auf den letzten Metern der Walderkundung. Auf die Frage, was am schönsten war, kommt neben einem „Alles!“ vielstimmig: „das Nestbauen!“. Das klingt doch ganz nach Osterhase.

Info: www.biberach.de/KreisforstamtVeranstaltungen. Die Termine sind begehrt, es empfiehlt sich eine rechtzeitige Anmeldung.

Was gehört in welches Nest? 

Zum Traumberuf nach Biberach

Frau Leipner, was ist eigentlich Landschaftsökologie?

Leipner: Landschaftsökologie hat sowohl ökologische, biologische als auch geographische Inhalte und untersucht damit komplexe ökologische Zusammenhänge der Lebensgemeinschaften und deren Umwelteinflüsse.

Wie sind Sie ausgerechnet nach Biberach gekommen? 

Leipner: Ich bin 1981 in Berlin geboren, ab der vierten Klasse lebte ich in Aschaffenburg, zum Studium in Oldenburg und mit der Liebe bin ich 2013 nach Kronau gezogen. Hier habe ich die  Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin gemacht und die Fortbildung zur staatlich zertifizierten Waldpädagogin. Seit 2013 arbeite ich als Waldpädagogin und von 2021 bis 2024 habe ich einen Waldkindergarten in Waghäusel geleitet. Mit der Stelle als Waldpädagogin im Kreisforstamt bin ich schlussendlich zum Traumberuf nach Biberach gezogen.

BLIX: Warum macht das Kreisforstamt diese Arbeit?

Leipner: Die Waldpädagogik ist eine im Landeswaldgesetz gesetzlich verankerte Bildungsaufgabe der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg. Diesen Auftrag erfüllen wir mit individuell auf die Lernplaninhalte zugeschnittenen Waldaktionen für Schüler*Innen, mit Fortbildungsangeboten (wie dem neu gestarteten Zertifikatskurs „NaturImpulse“) und mit öffentlichen Führungen zu jahreszeitlich passenden Themen. Uns liegt dabei am Herzen, auch inklusiv zu arbeiten, so dass jeder an unseren kostenfreien Angeboten teilnehmen kann. 

Wie wird das Angebot angenommen?

Leipner: Die Resonanz ist gut, wobei es in unserem großen Landkreis immer noch Schulen gibt, die dieses Angebot nicht kennen. Ebenso möchten wir die Angebote für die Mittel- und Oberstufe gern ausbauen, hier ist die Resonanz noch gering.

Autorin: Andrea Reck



NEUESTE BLIX-BEITRÄGE

Editorial BLIX April 2025

Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Schon wieder Bauernkrieg“ mag der eine oder die andere stöhnen. Richtig, das Thema beschäftigt BLIX schon seit längerem und immer wieder und nicht erst seit die Historie Thema einer Landesausstellung im Kloster Schussenried sein wird, die demnächst ihre Pforten öffnet. Die Anliegen der Bauern vor 500 Jahren waren existenziell und sind es heute noch. Es ging den Bauern um Teilhabe, Gerechtigkeit und Freiheit. Wer wollte bestreiten, dass dies auch ganz aktuell Th…

Großes Erinnern

Allgäu / Oberschwaben / Stuttgart – Vor 500 Jahren geschah im Allgäu und in Oberschwaben Unerhörtes. Wie in vielen anderen Regionen des Reiches erhoben sich auch zwischen Donau und Bodensee die Bauern gegen die Obrigkeit. Unter Berufung auf die Bibel forderten sie (Menschen-)Rechte ein. Heute gelten der Bauernkrieg und die „Zwölf Artikel“ als bedeutende Wegmarken zu einer demokratischen Gesellschaft. Überall in Deutschland, aber gerade auch in unserer Region, wird daher in diesem Jahr mit ein…

Es bedarf der Unruhe

Weingarten – Es geschah zu Ostern. In der Karwoche vor 500 Jahren brannte in Altdorf die Luft. 12.000 Bauern warteten gut positioniert auf den Hügeln hinter dem Klosterort, der heute Weingarten heißt, auf ihren Feind, den Truchsess Georg von Waldburg, Bauernjörg genannt. Der Feldherr des Schwäbischen Bundes, des Zusammenschlusses der adligen und kirchlichen Grundherren sowie der freien Reichsstädte mit Sitz in Ulm, zog von Bad Wurzach kommend, wo der Adelsmann über 2500 seiner eigenen Bauern …

„Es ist großartig“

Rot an der Rot – Vom 19. bis 21. März fanden erste Stellproben für das Jubiläumstheater „500 Jahre Bauernkrieg“ der Dollinger Realschule mit dem Baltringer Haufen in der Roter Pfarrkirche St. Verena statt: der imposante Auftakt eines großartigen Projektes. „Für die Freiheit! 1525-2025“

„Das Thema zermürbt uns“

Hochdorf – Die zwei maroden Brücken über die Riss und über die Bahn werden 2028 abgerissen und neu gebaut, für 18 bis 21 Monate ergießt sich während der Vollsperrung der gesamte Verkehr durch die umliegenden Gemeinden. 

Pure Passion

Ummendorf – Noch bis Ostersonntag sind in der Versöhnungskirche vier Passionszyklen höchst unterschiedlicher zeitgenössischer Künstler zu sehen. 

Die Schokolade im Wald

Ochsenhausen – Auf die Suche nach dem Frühling machten sich an einem Samstag Mitte März neun Kinder mit Mama, Papa oder Oma. Sie hatten viel Spaß und wurden fündig. 

Tierischer Spaß beim Osterbrunch

Blumenkohl-Lämmchen und Gurken-Häschen verhindern, dass Kinder sich beim Osterbrunch  nur auf Süßes stürzen.

Wenn Körper sprechen

Ravensburg – Die Ausstellung mit Skulpturen, Plastiken und Zeichnungen der polnischen Künstlerin Alina Szapocznikow ist persönlich bis zur Schmerzgrenze. Die Kuratorinnen Ute Stuffer, Direktorin des Museums, und Prof. Ursula Ströbele haben ihr den Titel „Körpersprachen“ gegeben.

Besonderer Hingucker

Kürnbach – Das Freilichtmuseum überrascht seine Besucherinnen und Besucher 2025 mit einem besonderen Hingucker: einem historischen Sodawasserkiosk aus dem Jahr 1900.

Magische Momente

Laupheim – Am 5. und 6. April laden die Laupheimer Fototage zu Multivisionsschauen, Fotoausstellungen, Workshops, Seminare und Fotomarkt ins Kulturhaus Schloss Großlaupheim ein.

Ab in den Garten!

Burgrieden-Rot – „Il faut cultiver notre jardin – Eine Reise in den Garten“  lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Museum Villa Rot. Inmitten des denkmalgeschützten Parks sprießen lebhafte Ideen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler. 

Wird es nochmal spannend?

Bayern München hat nach einem mickrigen Pünktchen aus den letzten beiden Partien zuhause gegen den VFL Bochum und bei Union Berlin nur noch 6 Punkte Vorsprung auf Bayer Leverkusen. Geht da noch was für die Elf von Xabi Alonso?

Neu im Kino: Blood & Sinners

Seit Jahren warten Fans des düsteren Vampirfilm-Genres auf die lang angekündigte Neuverfilmung von “Blade”, doch der schwarze Vampir-Jäger glänzt lediglich durch Abstinenz. Diese cineastische Lücke könnte nun Michael B. Jordan mit dem neuen Blutsauger-Streifen “Blood & Sinners” füllen. Am 17. April startet der action-geladene Horrorfilm in den deutschen Kinos.

Filmpreview: The Accountant 2

Christian Wolff (Ben Affleck), der brillante und zugleich gefährliche Buchhalter mit autistischen Zügen, ist zurück. Als Spezialist für Zahlen und Geldwäsche arbeitet er für die gefährlichsten Verbrecher der Welt. Stets im Schatten und immer einen Schritt voraus. Doch diesmal wird er tiefer in ein Netz aus Korruption, kriminellen Machenschaften und persönlichen Konflikten gezogen.

ANZEIGEN

BLIX-NEWSLETTER

VERANSTALTUNGEN

ALLGÄU-OBERSCHWABEN

Bad Wurzach – Im Jahre 1525 war Bad Wurzach einer der Brennpunkte, als der Bauernkrieg in Oberschwaben ausbrach. Um a…
Ravensburg – Am Donnerstag, 3. April, spricht Dr. Martina Gropp-Meier im Rahmen der Reihe “Treffpunkt Gesundheit” zum…
Wangen/Leutkirch – Abschalten vom täglichen Zeit- und Termindruck, zur Ruhe und in Einklang kommen, sich Energie hole…
Wolfegg – Das Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben Wolfegg bietet im Mai ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit…
Altshausen – Strafrechtliche Konsequenzen kommen auf einen 45-Jährigen zu, der am Montag kurz vor Mitternacht zwei Re…