Weingarten/Region – Die Basilika in Weingarten wurde am 10. September 1724 geweiht – nach nur siebenjähriger Bauzeit. Zum 300-jährigen Bestehen gibt es vom 10. bis 15. September 2024 eine Festwoche sowie verschiedene Aktionen und Veranstaltungen. Zudem findet vom 10. bis zum 18. August wieder die Barockwoche auf der oberschwäbischen Barockstraße mit Führungen und musikalischen Highlights statt.
Das Münster von Weingarten, 1956 zur päpstlichen Basilica minor erhoben und den Heiligen Martin und Oswald geweiht, dokumentiert in Größe und Ausstattung die Bedeutung dieses Hauses als herausragende Klosterkirche und bedeutende Wallfahrtskirche. Vorbild für die Basilika war der Peterdom in Rom, weshalb die „größte Barockkirche nördlich der Alpen“ auch als „Schwäbisches St. Peter“ bezeichnet wird. Die Kirche wurde in nur sieben Jahren erbaut. Ein Alleinstellungsmerkmal in Oberschwaben und im Bodenseegebiet ist die Kuppel der Basilika. Diese sowie nahezu alle anderen Maße entsprechen in etwa der Hälfte des römischen Vorbilds. Insbesondere die Heilig-Blut-Reliqie machte Weingarten zum Ziel vieler Wallfahrer.
Kunsthistorisch ist die Basilika dem Spätbarock (ab 1700) zuzuordnen. Die Epoche des Barock umfasst die Jahre 1600 bis 1750 und wird mit pompösen Frisuren, dekadenten Festen und einem ausschweifenden Lebensstil in Verbindung gebracht. Die Oberschicht lebte im Barock sozusagen in Saus und Braus. Architektonisch spiegelt sich dies in der Vorliebe für Symmetrie und der großzügigen Gestaltung der Gebäude wider. Sie dienten vor allem als Repräsentationsbauten für Adel und Klerus. In Weingarten ließ Abt Sebastian Hyller 1715 den romanischen Vorgängerbau abreißen und wählte für den Neubau den Petersdom in Rom als Vorbild.
Derzeit finden umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt. Die Gesamtinstandsetzung des Gebäudes erfolgt durch das Land Baden-Württemberg seit Mai 2021 in vier Bauabschnitten bis 2028. Zudem sind die Deckenfresken von Cosmas Damian im Innenraum der Basilika stark restaurierungsbedürftig. Die Kosten belaufen sich auf rund 14,4 Millionen Euro. Die Basilika wird nach wie vor von der Kirchengemeinde als Pfarrkirche genutzt und von zahlreichen Pilgern als Wallfahrtskirche aufgesucht. Als größte Kirche in der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist sie zudem ein wichtiger Gottesdienstort für besondere Anlässe. Im Rahmen der Festwoche finden am Dienstah, 10. September ein Festgottesdienst mit dem Basilikachor, am Donnerstag, 12. September ein Vortrag von Prof. Norbert Kruse über die Kirchweihpredigten zur Basilikaweihe von 1724 und am Sonntag,
15. September ein Familiengottesdienst mit Young Brass und dem Chor Funtastik mit anschließendem Fest im Schlossgarten statt.
Barockwoche
Auch die Besucherinnen und Besucher der Barockwoche können sich auf ein abwechslungsreiches Programm freuen. Die Veranstaltungen zeigen die verschiedenen Facetten des Barockzeitalters – vom Alltag der einfachen Bevölkerung bis hin zum prunkvollen Leben in den Klöstern und Schlössern der damaligen Zeit. Ein Highlight sind sicher in Zwiefalten die Festspiele vom 8. bis 11. August, die jährlich zahlreiche Besucher und Besucherinnen anlocken. Auf Schloss Achberg gibt es am Sonntag, 11. August, einen Schlossspaziergang mit oberschwäbischer Barockmusik sowie am Samstag, 17. und Sonntag, 18. August, eine Stuckwerkstatt für Kinder. Und auch die Basilika in Weingarten ist dabei: dort zeigt eine Führung am Dienstag, 13. August, den Barock als Gesamtkunstwerk.
Einen lebendigen Einblick in das barocke Leben bieten zudem mehrere Führungen. Im Neuen Schloss Kißlegg kann man bei der Themenführung „S’ Leabe im Barock“ am Sonntag, 11. August, in die Zeit des Barock eintauchen. In Mengen nimmt Marie-Antoinettes Kammerzofe am Mittwoch, 14. August, die Interessierten mit auf eine Entdeckungstour durch die Stadt, die Stadtführung „Biberach Barock Spezial“ am Donnerstag, 15. August, zeigt die barocken Schätze der Stadt und in Bad Schussenried können Besucherinnen und Besucher am Sonntag, 18. August, mit dem fliegenden Pater Mohr die historischen Räumlichkeiten des Klosters Schussenried entdecken. Um zu zeigen, wie in der Barockzeit gespeist wurde, wird im Neuen Schloss Tettnang am Sonntag, 18. August, die Tafel gedeckt. Denn was heute unter gepflegtem Essen verstanden wird, stammt vom Adel des Barock. Aber auch das Zeremoniell, die Kochrezepte und nicht zuletzt die Versorgung der Dienstboten werden im Rahmen der Führung vorgestellt.
Weiter zum Interview Pfarrer Ekkehard Schmid
Weitere Informationen:
www.himmelreich-des-barock.de
www.katholisch-weingarten.de/basilika/
Autor: Patrick Merk