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Andreas Beck führt den Kollegen aus Frankreich die Planfräse vor.

Biberach/Paris – Die meisten werden das Bild noch im Kopf haben: Notre Dame in Flammen. Am 15. April vor fünf Jahren müssen die Einwohner der französischen Hauptstadt Paris dabei zusehen, wie eines der prächtigsten Bauwerke der Welt vom Feuer verschlungen wird. Die Rekonstruktion der Kathedrale stellt nach wie vor eine große Herausforderung für alle am Wiederaufbau Beteiligten dar. Dabei unterstützen auch Zimmerer vom in Biberach gelegen Zimmererzentrum Holzbau ihre französischen Kollegen mit Rat und Tat.

Die Schüler der Zimmerer-Bauabteilung der Karl-Arnold-Berufsschule organisierten Mitte Mai vergangenen Jahres unter dem Motto „Geschichte erleben“ eine dreitägige Exkursion nach Frankreich, um sich den Wiederaufbau der Notre Dame de Paris aus nächster Nähe anzuschauen. Andreas Beck und Georg Göppel, beide Ausbildungsmeister im Holzbau Bildungszentrum, begleiteten die Schülergruppe bei der Reise. Schon zuvor reisten die beiden erstmals nach Paris, dort kam auch der erste Kontakt mit der französischen Zimmerei „Le Bras Frères“ aus Metz zu Stande. In dieser Zimmerei wird der zentrale Turm (Vierungsturm) des Dachstuhls der Kathedrale abgebunden, das heißt alle Hölzer werden vorbereitet, maßgerecht angerissen, bearbeitet, zusammengepasst und gekennzeichnet. Der Turm wird 60 Meter hoch und aus 400 Kubikmeter gesägtem Eichenholz hergestellt. Das bedeutet: sehr viel Handarbeit. Andreas Beck und Georg Göppel erkannten, wie sie quasi als gute Nachbarn ihren französischen Kollegen behilflich sein konnten: mit einer Planfräse und passenden Schablonen.

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Bei ihren Vorträgen zeigen Andreas Beck und Georg Göppel Aufnahmen der brennenden Kathedrale.
Foto: Stefan Zieglowski

Die Planfräse dient zur Herstellung ebener Flächen, bei dieser Technik der Holzbearbeitung wird also ein Werkstück zu einer gewünschten Dicke gefräst. Die Schablonen ermöglichen das Fräsen von Kurven, Rillen, Scharnieren, Türschlössern und vielem mehr. Beim Gespräch mit Patrick Jouenne, dem Leiter des Wiederaufbaus des Spitzturms sowie dem Querschiff der Kathedrale, stellte sich heraus, dass diese Maschine nicht bekannt ist. Wieder zu Hause, überlegten Andreas Beck und Georg Göppel, wie die Schablonen aussehen müssen, damit die Zimmerei in Frankreich die Maschine überhaupt einsetzen könnten. Daraus entstand die Idee, verstellbare Schablonen zu erstellen. Jeder machte sich Gedanken und erstellte am Ende seine eigene Schablone, um vor Ort herauszufinden, welche Idee besser umsetzbar ist. Hierfür reisten sie extra ein zweites Mal in die Nähe von Paris, um gemeinsam schnellere Wege für den Abbund zu finden.

Über die Dimensionen und genauen Arbeiten, wie Notre Dame rekonstruiert wird, berichten die Meister nun regelmäßig im Bildungszentrum Holzbau. Auch mit der Berufsschulgruppe waren sie zu Gast bei der Zimmerei „Le Bras Frères“, die den jungen Leuten Einblick in ihre Arbeit gewährte. Somit war nicht nur der Besuch der Jahrtausendkathedrale, sondern auch der deutsch-französische Austausch unter Fachleuten ein wichtiger Bestandteil dieser Reise.

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Erneuter Besuch in Metz 

Im Juni 2023 ging es dann mit einem Team nach Metz zu „Le Bras Frères“: Andreas Beck, Gabriel Beck, Georg Göppel, Louis Stäbler und Carsten Stäbler. Louis Stäbler war zu dem Zeitpunkt in der überbetriebliche Ausbildung in Biberach und ist in Paris aufgewachsen. Gemeinsam mit seinem Vater begleitete er das Team, um zu übersetzen und zu vermitteln. Mit einem vollgeladenen Bus mit Schablonen, drei Planfräsen, Staubsaugern, Stufeneinleger Schablone und noch mehr Werkzeug startete das Team frühmorgens in Richtung Metz. Nach einem Rundgang in der Abbundhalle sah das Team sofort, dass die letzten Wochen fleißig gearbeitet worden war. Jetzt wurde es ernst: die Zimmermeister vom Bildungszentrum Holzbau konnten in einem Teil der Halle ihre Vorführung mit den Planfräsen vorbereiten. Zuerst zeigten sie vor Ort, aus welchem Anwendungsbereich die Planfräse eigentlich kommt. Dazu hatte Andreas Beck einen Antritt einer Treppe vorbereitet und fräste in diesen einen Einleger ein. Danach wurde ein Eichenbalken 40/40 vorbereitet, in welchen eine etwa sechs Zentimeter tiefe Überblattung mit einem schräg kreuzenden Holz abgebunden wurde. Bei Überblattungen werden die Hölzer um die halbe Materialstärke wechselseitig ausgearbeitet, um sie danach miteinander zu verleimen. Nach mehreren Schritten, wie einschneiden und ausstemmen bis auf etwa fünf Millimeter wurde dann die Schablone montiert, ausgerichtet und mit der Planfräse diese Überblattung sauber gefräst. Spätestens dann hatten die zahlreichen französischen Zimmererkollegen die Idee hinter dem erneuten Besuch verstanden und waren sehr dankbar für die Hilfe aus Biberach. Es ging sofort gemeinsam los mit fachsimpeln, ausprobieren und experimentieren.  

Einblick in die Zimmerei „Le Bras Frères“ im französischen Metz.

So konnten die Zimmerleute aus Bibearch einen kleinen Beitrag zum Wiederaufbau der Notre Dame leisten. Zufrieden trat das Team wieder den Heimweg an. Am Folgetag hat Patrick Jouenne die ersten Bilder zugesendet, wie er und sein Team an der 60 Meter langen Mittelsäule des Vierungsturms mit der Planfräse arbeiteten. Chapeau!

Die römisch-katholische Kirche Notre-Dame de Paris ist die Kathedrale des Erzbistums Paris. Sie wurde in den Jahren von 1163 bis 1345 errichtet und ist damit eine der frühesten gotischen Sakralbauten Frankreichs. Nach dem verheerenden Brand wurde mit einem Wiederaufbau innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren geplant. Die Wiedereröffnung des Gotteshauses ist für den 8. Dezember 2024 vorgesehen.

Autor: Alexander Koschny



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