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Exkursionen sind ein fester Bestandteil des Konzepts der Freien Naturschule, so soll Lernen möglichst nah an der Lebenswirklichkeit stattfinden.

Berg – 8 Uhr morgens an einem Donnerstag im Oktober: Schulbeginn für die fünf Fünftklässler an der neu gegründeten Freien Naturschule Ravensburg. Seit Ende der Sommerferien ist nicht nur für die Gründungsmitglieder der Freien Naturschule Ravensburg ein Traum wahr geworden. Auch für die Eltern der Schulkinder, die hier – in einem Nebengebäude des Horrachhofs bei Weingarten-Berg – zur Schule gehen. Kurz vor Schuljahresbeginn hat die Schule die Zulassung erhalten und kann nun mit 25 Kinder in der Primar- und Sekundarstufe starten.

Die Fünftklässler (drei Jungs und zwei Mädchen) kramen ihren Übersichtplan für die Woche  heraus, einer nimmt sich dann ein Mathebuch und schaut sich die Bruchrechenaufgaben an. Ein Mädchen holt das Koch-Rezepteblatt vom vorherigen Tag aus ihrem Fach und gestaltet es farbig. Draußen treffen immer mehr Grundschulkinder ein – bepackt mit Rucksäcken und Wanderschuhen. Ihre Ankommenszeit ist bis 8.30 Uhr. Einige gehen in das Schulgebäude, schnappen sich ein Buch und sitzen in der Leseecke, andere treffen sich im Garten. Ganz schnell bildet sich eine Schlange an der Schaukel, zwei Jungs sind derweil mit Kastanien sammeln an einem Baum beschäftigt, der unweit vom Hof auf einer Kuhweide steht. Kurz vor halb neun kommt ein Kleinbus mit den restlichen Kindern, die hier zur Schule gehen. Die Eltern der Klassengemeinschaft haben diesen „Schulbus“ organisiert, den ein Opa eines Kindes fährt. 

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Dann ist Morgenkreis. Mit einem Morgenlied versammeln sich alle – auch die „Großen“ – im Kreis auf der Wiese vor dem Gebäude und das „Kind des Tages“ darf mit einem Ritual den Schulbeginn starten. „Unser Konzept beinhaltet viel fächerübergreifendes, lebenspraktisches  Lernen“, sagt Vorstandsmitglied Tamara Schlosser. So haben die Fünftklässer zum Beispiel ein Mal Mittagsschule und kochen ihr Mittagessen mit den Lernbegleitern in der Schule. Auch Exkursionen in die nähere Umgebung gibt es. „Raus in die Natur, von der Natur lernen, Sinneseindrücke sammeln“, das waren die inhaltlichen Vorstellungen des Gründerteams, das sich aus der Elternschaft von Waldkindergarten-Kindern gefunden hatte. Vom ersten Gedanken bis zum Start der Schule war viel Durchhaltevermögen erforderlich und eine tiefe inhaltliche Auseinandersetzung mit den Fragen einer Schulgründung – auch finanzieller Art: Die ersten drei Jahre muss die Schule ohne staatliche Förderung auskommen, erst dann gibt es Zuschüsse vom Land. Allerdings nicht zu 100 Prozent, deshalb müssen die Eltern auch, abhängig vom Einkommen, für ihre Kinder Schulgeld bezahlen. 

Kinder bei der Einschulung in der Freien Naturschule Ravensburg.

Zurück in die Schule oder besser gesagt in die Natur: Nach dem Morgenkreis geht es heute gemeinsam in den nahegelegenen Wald, ein Tobelbach soll erkundet werden. Die Lernbegleiter haben Unterrichtsmaterialien in ihren Rucksäcken dabei: Pflanzen-Bestimmungsbücher, Becherlupen, um Tiere genauer zu bestimmen oder Schreibunterlagen und Stifte, um im Wald am Waldsofa ein Gedicht zu schreiben oder die Umrisse von Blätter auf ein Papier zu zeichnen. 

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Die Lernzeit ist in zwei Blöcke gegliedert. „Nicht immer gehen alle Kinder in den Wald, manchmal werden die Gruppen auch nach unterschiedlichen Bedürfnissen getrennt“, sagt Denise Ade, die die pädagogische Leitung der Schule inne hat. In den zwei Lernzeiten pro Tag gibt es immer wieder Impulse durch die Lernbegleiter. Die ausgewählten Themen sind im Bildungsplan von Baden-Württemberg verankert. „Wir spüren, dass der Drang nach draußen zu gehen groß ist. In der Entwicklung der Kinder ist in diesem Alter auch der größte Bewegungsdrang, dem wollen wir nachkommen“, sagt Denise Ade. Zudem sei es gerade für die Kinder der Grundschule für ihre Entwicklung wichtig, viele sensorische Eindrücke zu sammeln und sich zu bewegen.

So wie an diesem Tag: Nach der Lernzeit im Wald mit Spiel am Bach und Erkundung des Geländes gab es auch noch eine Lernzeit im Schulgebäude. Die Schülerinnen und Schüler konnten wählen zwischen einem Herbstgedicht schreiben, Blätter pressen und frottagieren (abpausen) oder sie suchten sich selbstständig ein Thema, das dann von den Lehrern begleitet wurde. Am Ende eines Schultages steht auch noch der Eintrag in das Lerntagebuch an, hier werden die gesammelten Eindrücke und was gelernt wurde dokumentiert. 

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Im Abschlusskreis wird dann gesammelt, was heute besonders war. Ein Erstklässler erzählt, wie er einen Frosch beobachtet hat. Und der Fünftklässler, der sich den Matheaufgaben gewidmet hat, erzählt stolz, dass er das Bruchrechnen nun schon viel besser beherrscht als im letzten Jahr.

Autor: Martin Nies



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