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Hubertus Droste ist geschaftsführender Vorstand der Bürger­Wohnungs­Genossenschaft Biberach eG. Foto: Andrea Reck

Biberach – Bezahlbaren Wohnraum zu mieten oder zu kaufen ist nicht nur in Ballungsräumen schwierig. Sind Genossenschaften, die kei­ne überhöhten Gewinne erwirtschaften wollen, eine Lösung? 

Man wird Mitglied bei einer Genossenschaft, bringt Geld ein und erwirbt Dauernutzungsrechte für eine Wohnung. Wer mehr Geld einbringt zahlt ein geringeres Nutzungsentgelt. Klingt ganz einfach. Vorausgesetzt es finden sich Menschen, die ehrenamtlich viel Zeit und Mühe einbringen und eine Initiative zum gemeinschaftlichen Bauen gründet. Möglicherweise auch  mit ökologischem Anspruch. Weniger Engagement ist vonnöten, wenn man einen Bauträger beteiligt. Laut Deutscher Energieagentur Dena von 2022 ist der Gebäudesektor mit etwa 40 Prozent der Sektor, der in Deutschland die meisten CO2-Emissionen verursacht. Neben dem Energieverbrauch für Warmwasser und Heizung berücksichtigte man bei dem Report auch die sogenannte graue Energie, die für Baumaterial und späteren Rückbau entsteht. Viele Wohnprojekte achten darauf. Wer sein Haus hinterher selbst bewohnt, profitiert von den Energiesparmaßnahmen, die beim Bau zunächst teurer sind. Zusammenrücken zahlt sich aber nicht nur finanziell, sondern auch menschlich aus. 

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Auch in Biberach gibt es interessante Bauvorhaben. „Gemeinschaftlich Wohnen. Gegenseitig helfen. Miteinander leben. Generationenübergreifend“ schreibt etwa die BürgerWohnungsGenossenschaft Biberach eG über ihr Projekt Wohnpark Alte Schule Birkenhard. Geschaftsführender Vorstand ist Hubertus Droste. Als der langjährige Vorstandsvorsitzender der Volksbank Biberach, einer Genossenschaftsbank, in Rente ging, gründete er zunächst 2015 mit Gleichgesinnten die BürgerSozialGenossenschaft Biberach eG mit anfangs 40 Mitgliedern. Eine echte Erfolgsgeschichte: Mittlerweile hat die gemeinnützige Organisation die Unterstützung organisiert und bietet 800 Mitglieder, 130 Helfer und über 300 Haushalte, die Hilfsangebote in Anspruch nehmen.

Und nun ein weiteres ehrgeiziges und zukunftsweisendes Projekt für Wohnungssuchende, die BürgerWohnungsGenossenschaft (BWG). Mit im Vorstand ist der Arzt Dr. Alfred Groner. Das Büro der BWG befindet sich im ersten Stock der Alten Schule, dem „Ankergebäude“ der auf 5000 Quadratmeter geplanten Wohnanlage mitten in Birkenhard, einem Teilort von Biberach. „Das Gebäude ist sehr schön“, schwärmt Droste beim Gespräch zusammen mit Sabine Traub, Büroleiterin der Bürger SozialGenossenschaft, „aber Gott sei Dank kein Denkmal“. So kann es unter Beibehaltung der alten Struktur als Namensgeber und Zentrum der Wohnanlage ganz nach den Bedürfnissen der künftigen Bewohner modifiziert werden. Geplant ist zudem in einem Anbau neben der Alten Schule eine Senioren-Wohngemeinschaft mit zwölf Einheiten inklusive rund-um-die-Uhr-Betreuung. Die Einheiten sind wie alle Wohnungen im gesamten Wohnpark barrierefrei und mit Bad und Balkon/Terrasse ausgestattet. Auch das Café und der Laden im Erdgeschoss stehen selbstverständlich allen Besuchern zur Verfügung. 

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Das Objekt ist laut Droste ein Glücksgriff. Zuletzt war in der Alten Schule ein Kindergarten untergebracht, doch nach dessen Neubau stand das Gebäude leer. Droste schwebte ein Mehrgenerationenprojekt vor, doch derzeit ist es für junge Familien sehr schwer, eine Wohnung zu finanzieren. „Wir haben jetzt einige Investoren, die im Alter selbst einziehen wollen und nun erst einmal an Familien vermieten.“ „Es soll auch ein Spielplatz entstehen“, ergänzt Sabine Traub, „und in der Alten Schulen bekommt auch die SozialGenossenschaft ein Büro, um Kinderbetreuung, Ausflüge, Kurse und dergleichen zu organisieren. Wir wollen beispielsweise auch eine Sportgruppe aufbauen. Selbstbestimmtes Leben ist uns auch in der Wohngemeinschaft wichtig“. 

Viele Menschen wünschen sich das Mehrgenerationen-Wohnen zurück – nicht als klassische Großfamilie, sondern als Gemeinschaft unterschiedlichster Menschen. Das Leben wird dadurch vielfältiger und bereichernder: Neue Freundschaften eröffnen neue Perspektiven, gemeinsame Aktivitäten vertreiben Einsamkeit. Ob junge Familien, Singles, Alleinerziehende, Berufstätige oder aktive Senioren – gemeinsam entsteht eine lebendige Gemeinschaft, in der man unbeschwert älter werden kann. Mit etwas Glück finden Kinder in solch einem Umfeld sogar ihre Wahl-Omas und -Opas, und im Idealfall sollen die jungen Rentner den älteren beistehen. 

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Sabine Traub ist froh, dank der guten Arbeitsbedingungen, der angebotenen Weiterbildungen und der guten Atmosphäre genug Personal in der SozialGenossenschaft zu haben. Diese Helfer würden auch in der Wohngemeinschaft mitarbeiten, wobei jeder Bewohner dort den Pflegedienst selbst aussuchen kann. 

 „Die Baugenehmigung steht unmittelbar bevor, wir wollen noch in diesem Jahr mit dem Aushub der Tiefgarage beginnen. Wir hoffen, Mitte 2027 einziehen zu können. „Von den 39 Eigentumswohnungen sind schon 22 reserviert, das heißt, die Käufer haben bereits Wohnanteile gezeichnet. Droste lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und dem ausführenden Architekturbüro arche wohna. 

Sechs Mietwohnungen sollen zusätzlich zu den zwölf  Mieteinheiten in der Wohngemeinschaft zur Verfügung stehen. Eine 60-Quadratmeter-Wohnung zu erwerben kostet inkl. Tiefgarage rund 350.000 Euro. Will ein Eigentümer später verkaufen, hat die Genossenschaft das Vorkaufsrecht.

Droste, der bisher bereits in Birkenhard wohnt, will in Zukunft mit seiner Frau selbst in den Wohnpark Alte Schule einziehen. Er hebt die gute Lage in der Nähe der SanaKlinik hervor, die halbstündige Anbindung mit dem Bus nach Biberach sowie das viele Grün rundum. Der Hobby-Imker plant auch seine Bienen mitzubringen und den Honig im Laden der Alten Schule (mit vorzugsweise regionalen Produkten) zu verkaufen. 

Kontakt: BürgerWohnungsGenossenschaft Biberach EG, Imhofstr. 1, 88447 Birkenhard, Tel 07351/8282969,  www.bwg-bc.de

Wohnprojekte allgemein

www.verein.fgw-ev.de Auf der Homepage des Vereins Forum Gemeinschaftliches Wohnen findet man eine überregionale Projektbörse mit bundesweiter Vernetzung selbst organisierter  Wohnprojekte und Interessenten. Auch für Baden-Württemberg einige Dutzend Kontakte.

www.wohnprojekte-portal.de informiert darüber, wie man ein Wohnprojekt gründet, wo man Menschen findet, die mitmachen, oder eine passende Wohnung in der Nähe.

www.stiftung-trias-de kauft Grundstücke und vermittelt sie auf Erbbaurecht-Basis an gemeinwohlorientierte Wohnprojekte.

www.nachhaltigesbauen.de Das zentrale Portal des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen informiert zum nachhaltigen Planen, Bauen, Sanieren und Betreiben von Gebäuden und Liegenschaften. 

Autorin: Andrea Reck



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