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Die Spitalscheuer befindet sich im Zentrum von Riedlingen gegenüber dem Heimatmuseum „Schöne Stiege“. Besucher willkommen.

Riedlingen – Die „Genussbotschafter“ sind überzeugt: Es könnte die kultigste Einkaufsmöglichkeit Oberschwabens werden und ist ein Projekt zum Genießen. Die Genussmanufaktur Riedlingen nimmt Form an und könnte der historischen Altstadt neues Leben einhauchen. So die Hoffnung.

Ort des Geschehens ist die Spitalscheuer am Wochenmarkt. Wo bisher nur alter Krempel lagerte, soll eine „Genussmanufaktur” entstehen, mit Herstellung und Verkauf regionaler Erzeugnisse sowie Veranstaltungsmöglichkeiten. Erbaut wurde das historische Gebäude um das Jahr 1370 als Scheune des Bauernhofs, der zum danebenliegenden, ehemaligen Heilig-Geist-Spital gehörte. Das mehrstöckige, schlichte, weiße Gemäuer hat eine bewegte Geschichte. Es brannte ab und wurde wieder aufgebaut, war zeitweise Sitz des Eichamts, diente als Feuerwehrgerätehaus und beherbergt heute noch das Riedlinger Flohmarkttheater.

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Als „Genussbotschafter“ wirbt Roland Uhl für die „Genussmanufaktur“.

An einem sonnigen Januartag treffe ich mich mit Roland Uhl in der Spitalscheuer. Der 72-Jährige war in seinem Arbeitsleben Kaufmann und GHS-Lehrer, war viele Jahre im Gemeinderat und ist nun „Genussbotschafter“, als solcher engagiert er sich für den Aufbau der Riedlinger Genussmanufaktur in der Spitalscheuer. Hier in dem 200 Quadratmeter großen Erdgeschoss solle neben Manufakturen vor allem der Hauptverkaufsraum für die regionalen Produkte entstehen, erklärt Uhl. Aber auch Veranstaltungen und Feste werden in dem besonderen Ambiente stattfinden können.

Bevor auch der weitläufige, urige Dachboden der Scheune vor allem als Raum für Manufakturen und zur Schau genutzt werden kann, muss noch Vieles unter einen Hut gebracht werden. Denn das Landesdenkmalamt ist ein wichtiger Partner, weiß Roland Uhl. Man werde Möglichkeiten finden, die Interessen aller Beteiligten aufeinander abzustimmen, zeigt sich der „Genussbotschafter“ optimistisch.

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Neben dem Dachboden ist auch der geräumige, zweigeschossige, in Naturstein geschlagene Gewölbekeller ein echter Hingucker. Auch hier haben sich die Genussbotschafter schon verschiedene Nutzungen überlegt: Denkbar sei eine Vinothek, ein Weinkeller oder sogar eine Kellerei, also Verkauf, Lagerung und Herstellung von Wein. Oder sogar ein Veranstaltungsraum, möglicherweise mit Bewirtung. Auch für die noch tiefer gelegenen Kellerräume gibt es Ideen. Roland Uhl liebäugelt mit einem Lagerraum für Käse – kühl genug wäre es, so tief unter der Erde.

Achtung, Keller! So sieht es unter der Spitalscheuer aus. Es gibt noch viel zu tun!

Es ist bemerkenswert wie viel Engagement die Beteiligten unter dem Motto „Id bruddla – mitmacha!” in das Projekt stecken. So ist es bereits mehr als eine Idee: Der Architekt und Architekturhistoriker Dr. Stefan Uhl hat schon detaillierte Gebäudepläne erstellt, auch gebe es schon konkrete Interessenten, die in die Genussmanufaktur einziehen möchten. Und die Stadt Riedlingen werde der noch zu gründenden Genossenschaft die Spitalscheuer überlassen, sobald Rechtliches und Finanzielles geklärt sei, freut sich Uhl. Die Genussbotschafter planen nämlich, eine Genossenschaft zum Eigentümer der Genussmanufaktur zu machen. Unterstützung habe bereits die Volksbank eG angekündigt. Begleitet werde das Projekt vom Pragma-Institut in Reutlingen und unterstützt vom Riedlinger Gemeinderat und Fördergeldern.

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Neben den Vorgaben des Landesdenkmalamts ist die große Herausforderung dennoch die Finanzierung des Vorhabens. Eine Berechnung ergab Kosten von insgesamt 1,6 bis zwei Millionen Euro für die Instandsetzung der Spitalscheuer. Aus diesem Grund trafen die Genussbotschafter die Entscheidung, 1000 Anteile an der Genussmanufaktur für je 1000 Euro zu verkaufen. Beteiligen kann sich jeder. Bereits 350 Anteile wurden gezeichnet – die große Mehrheit nicht aus finanziellen, sondern vielmehr aus Heimatverbundenheit, meint Uhl, der von der Transparenz der Herstellung und der kurzen Lieferwege schwärmt. So könne man den Produzenten und Verkäufern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Profitieren könnten auch Hofläden aus der Umgebung, die ihre Produkte in der Genussmanufaktur einem größerem Publikum anbieten könnten, ergänzt der rührige Rentner.

Achtung, Dachboden! Platz für Vieles, aber der Denkmalschutz hat ein Auge drauf.

Die 1000 Euro für einen Anteil gehen übrigens bei einem Scheitern des Projekts nicht verloren, denn das Geld wird erst nach Prüfung und Genehmigung des Wirtschaftsplans beansprucht. Erst wenn sich die Instandsetzung der Spitalscheuer und das Konzept der Genussmanufaktur rechnet, wird die Genossenschaft gegründet.

Für die darbende Riedlinger Innenstadt wäre zu hoffen, dass dieser Erfolg eintritt – gut möglich, dass sie gar zu einem Anziehungspunkt für Gäste weit über die Region hinaus wird. Dass dies nicht nur blühender Fantasie entspringt, stellt die Allgäuer Genussmanufaktur in Urlau bei Leutkirch unter Beweis, die das Vorbild für das Riedlinger Projekt ist und von dort auch unterstützt wird. Auch in Urlau steht eine Genossenschaft von rund 1000 Bürgerinnen und Bürgern dahinter – und das Ganze laufe perfekt, wie Roland Uhl begeistert erzählt. Ganze Busse hielten regelmäßig vor der Markt- und Manufakturenhalle.

Wer dazu beitragen möchte, kann leicht über die Homepage der Genussmanufaktur (riedlinger-genussmanufaktur.de) unter „Absichtserklärung” Spenden tätigen oder wie erwähnt als Teil der Genossenschaft Anteile zeichnen. Nicht nur der Dividende wegen, sondern vor allem um dem Slogan „Genuss trifft Geschichte” Leben einzuhauchen.

Text & Fotos: Benjamin Fuchs



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