Liebe Leserinnen, liebe Leser,
„die Nerven liegen blank, so scheint es.“ So hab’ ich vor einem Jahr mein Editorial begonnen. Es ging im Weiteren um den Krieg in der Ukraine und um ein ziemlich unerquickliches Interview, das ich dazu mit der grünen Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger geführt hatte. Der Inhalt war okay, aber das Politikerinnengebaren der Ravensburger Bundestagsabgeordneten ging mir gewaltig gegen den Strich. Egal oder auch nicht.
Denn ein Jahr später gilt immer noch: Die Nerven liegen blank! Das ist offensichtlich. Und die Grünen spielen dabei auch wieder eine tragende Rolle. Das vorliegende BLIX sollte eigentlich eine Frauenpower-Ausgabe werden, schließlich ist der 8. März als Internationaler Frauentag dafür ein guter Grund. Doch dann kamen die Bauern und machten Bambule, und unser März-Titel räumt nun den Bauernprotesten den gebührenden Platz ein.
„Uffrur“ lautet unser Titel und geht die Proteste nicht nur aktuell an, sondern auch mit einem Blick zurück in die Geschichte. Denn bekanntlich muss man die Geschichte kennen, um die Gegenwart zu verstehen. Und was sich vor 500 Jahren in unserer Region abgespielt hat, wird in diesem und im nächsten Jahr eine große Rolle spielen, weil es dabei um hoch aktuelle Themen wie Freiheit und Menschenrechte geht. Es waren nämlich die Bauern, die diese Rechte gegenüber ihren Grundherren einforderten und in ihrer Not versuchten, diese mit Gewalt durchzusetzen. Sie scheiterten. Der „Bauernkrieg“ ist ein weiteres blutiges Kapitel in der Menschheitsgeschichte, das vor 500 Jahren nicht zuletzt hier in Oberschwaben geschrieben wurde.
Dass die Grünen bei den aktuellen Protesten die meiste Schimpfe abbekommen und von den Bauern geradezu gehasst werden, muss den Ökos zu denken geben. Die einstige Protestpartei zieht offenbar allen Unmut an und wird für alle Unbill verantwortlich gemacht. Und weil es davon nicht wenig gibt, steigert sich der Unmut zur Wut. Wie in Biberach zu sehen war. Wut ist dabei auch immer Ausdruck von Hilflosigkeit. So kommt es zum „Uffrur“. Die nächsten zwei Jahre werden spannend. Behalten Sie die Nerven!