Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der November ist ein schwieriger Monat, wie ich finde. Als Übergang zwischen Herbst und Winter ist er irgendwie weder Fisch noch Fleisch. Doch das jahreszeitliche Gefühl des Übergangs ist seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel blanken Entsetzen gewichen.
Der brutale Überfall weckt bei den Menschen in Israel Urängste der Vernichtung, das kann ich verstehen, weil ich die Geschichte kenne. Und weiß, dass wir Deutschen gegenüber Juden ewige Verantwortung tragen. Das heißt, Israel im Kampf um seine Existenz beizustehen. Aber heißt das auch, über das Leid von zwei Millionen Menschen eingesperrt im Gaza, einem handtuchgroßen Küstenstreifen, zu schweigen? Die Hamas sind Terroristen und der Gaza ist ihre Brutstätte. Da liegt der Gedanke nahe, sie zu bombardieren. Aber es ist keine Antwort auf die entscheidende Frage: Wie soll Israel endlich Frieden finden? Sicherheit ist sicher eine Voraussetzung dafür, aber ohne Gerechtigkeit wird selbst die Sicherheit nicht von Dauer sein. Die Gegenwart zeigt es.
So düster die Gegenwart auch scheint, es gibt auch Lichtblicke, die einen angenehm überraschen. Eine solche Überraschung erlebte ich mit der Einladung zu einem „Frühschoppen“. Ein Novum. Ich war gespannt, was mich an diesem Stammtisch bei diesem Männerritual erwartet. Die Einladung brachte ein Wiedersehen mit Paul, einem Freund aus Jugendtagen, der als Wirt auch ein guter Seelsorger ist, wie mir scheint. Und es brachte die Erkenntnis, dass es auch am Stammtisch differenziert zugehen kann. Meinungen unterschiedlich sind und so auch akzeptiert werden. Oder wie es Paul kommentiert: „A bissle Humor moss ma hon, ond es isch au id alles richtig, wa ma said.“ Genau! Schon wieder was gelernt.
Dr. Roland Reck
Chefredakteur