Weingarten – Nach 51 Jahren mit zahlreichen Symposien, prominenten Gästen und an christlicher Bildung interessierten Bürgerinnen und Bürgern hat die Kirchenleitung jüngst entschieden: Das Tagungshaus der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten wird zum Ende des Jahres schließen. Grund dafür ist laut einem Newsletter der Akademie und einer Pressemitteilung der Diözese die wirtschaftlich angespannte Situation. 13 Mitarbeitende verlieren ihre Arbeitsstelle, die Standortleiterin bleibt mit ihrem dreiköpfigen Team im Amt.
Es war ein Ort des intellektuellen Austausches von Ideen, Meinungen, Konzepten und Positionen, der in der Bevölkerung und bei den teilnehmenden Gästen sehr geschätzt war. Es fanden dort Symposien mit russischen Literaten und deutschen Journalisten statt, bis 2013 wurde dort der Aleksandr-Men-Preis an prominente Persönlichkeiten wie Hans-Dietrich Genscher oder Michail Gorbatschow verliehen. Das Tagungshaus der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten war bis heute unter der Standortleiterin Dr. Heike Wagner ein Begegnungsort von Kirche und Welt unter einem Dach bzw. in einer „Behausung“, deren Bedeutung von den langzeitigen Akademiedirektoren Bischof Georg Moser (1923-1988) und Bischof Gebhard Fürst immer wieder betont wurde. Dort entstanden Netzwerke, Freundschaften wurden geschlossen. Doch nun hat die Kirchenleitung beschlossen, das Tagungshaus zum 31. Dezember 2024 zu schließen, wie aus einem Newsletter der Akademie und durch eine Pressemitteilung der Diözese zu erfahren war. Die programmatische Arbeit soll aber weitergehen, wie Dr. Heike Wagner in einem Telefongespräch schilderte. Über die inhaltliche Zukunft wird demnach noch gerungen. Die Standortleiterin bleibt mit ihrem Team vor Ort.
Hintergrund dieser Entscheidung ist die wirtschaftlich enge Gesamtlage der Diözese, welche sinkende Kirchensteuereinnahmen anführt. Dies ist nicht nur für die Gäste des Hauses schmerzhaft, die dort bei mehrtätigen Seminaren auch übernachten und essen konnten, sondern auch für 13 Mitarbeitende, die damit ihre langjährige Arbeitsstelle verlieren. Die Akademie bleibe aber wichtiger Bildungspartner in Oberschwaben und ihre Arbeit im Klosterkomplex sichtbar, wie auch die Diözese Rottenburg-Stuttgart mitteilt. Das inhaltliche Konzept im Dreiklang von Bildung, Kultur und Spiritualität verfolge man weiter, erklärt Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel. Was das konkret bedeutet, bleibt abzuwarten. Wie bisher mit einer echten „Behausung“ wird es aber definitiv nicht weitergehen.
Die Teilnehmendenzahlen in Weingarten waren laut Akademiedirektorin Dr. Verena Wodtke-Werner sehr hoch – mit Gästen aus der ganzen Bundesrepublik, Österreich und der Schweiz sowie aus der ganzen Welt.
Die Veranstaltungen bis Ende des Jahres sollen in Weingarten wie geplant stattfinden. Dazu zählen eine christlich-islamische Studienwoche vom 6. bis 11. Oktober, ein Vortrag über die Frage, ob Rechte der Natur in das Grundgesetz gehören (14. Oktober) und ein Seminar über „Von KI bis Transhumanismus“ am 18. Oktober.
Weitere Informationen: weingarten.akademie-rs.de
Autor: Patrick Merk