Ochsenhausen – Andy Warhols Serigrafie „Flowers“ ist eines der bekanntesten Werke der diesjährigen Sommerausstellung, es gedeihen jedoch auch unbekanntere Blüten. Überraschend sind die Exponate digitaler und analoger Fotografie.
Schon immer spielen Blumen in der Kunst eine große Rolle, man denke an die Blumenfresken in Pompeij, mittelalterlichen Buchschmuck oder die Symbolik barocker Blumenstillleben. Später fasziniert das sowohl kunstgeschichtlich wie naturwissenschaftlich bedeutende Werk von Maria Sibylla Merian. Nach der großen Baselitz-Ausstellung im letzten Jahr nimmt sich die diesjährige Sommerausstellung im Fruchtkasten Floralem an. Zwischen 5000 und 10.000 Menschen pilgern jährlich in die Sommerausstellung im Klosterareal. Kulturamtsleiterin Kathrin Käppeler gab bei der Vernissage der Hoffnung Ausdruck, das Thema Blumen werde auch den einen oder anderen Besucher anziehen, der nicht der klassische Kunstkenner ist. Dazu passen das Ensemble von Sommerkleidern mit Blumenmuster sowie ein Rosenthal Service mit dezentem Blumenmuster in einem Raum der Ausstellung.
Bei „All about Flowers. Blumen in der Kunst“ steigt man zeitlich ein mit den Expressionisten. Vertreten sind Erich Heckel, Christian Rohlfs, Hannah Höch und Gabriele Münter. In ihrer Entstehungszeit, Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts, war diese expressive Malweise revolutionär, stellte sich doch die akademische Malweise radikal in Frage. Von Münter, der Mitbegründerin der Künstlergruppe Der Blaue Reiter, sind allerdings Werke aus der Spätphase ihres Schaffens vertreten.
Weitere berühmte Namen stehen an den teilweise passend in dezenten Grüntönen gestrichenen Wänden. Künstler der Klassischen Moderne wie der Surrealist Salvador Dalí mit der Kaltnadelradierung „La Rose“ oder Marc Chagall verstärken mit dem Symbolgehalt der Blumenmotive die Aussage ihrer Bilder. Nicht alle Blumen der Ausstellung blühen üppig. So sorgt bei den Zeichnungen des Hamburgers Horst Janssen die Ambivalenz von Schönheit und Vergehen für Spannung.
Experimentierfreude prägt die 1960er und 1970er Jahre. Zu den Ikonen gehören die Werke des Mitbegründers der Pop Art Andy Warhol. In Ochsenhausen zu sehen: ein Siebdruck von 1970. Warhol variiert und verfremdet Pressefotos in seiner bekannten Flowers-Serie, die er in Siebdrucken in unterschiedlichen Farbkombinationen umsetzt, ähnlichen seinen ironischen Serien von Porträts oder Suppendosen.
In der zeitgenössischen Kunst sind Naturthemen en vogue. Auch und gerade Blumenmotive. In der Ausstellung finden sich sowohl hyperrealistisch gemalte von Manfred Hönig wie „Stilleben mit Vase“ von 2012 als auch expressiv in diesem Jahr gepinselte von Manfred Fischer. Auch die Fotografie-Szene interessiert sich für Blumenmotive. Die Techniken der Darstellung sind überraschend vielseitig. So verblüffen Günter Derleths Aufnahmen mit der altmodischen Camera Obscura mit ihrer wirkungsvoll-mystischen Unschärfe. Eine neue Technik verwendet die Brasilianerin Luzia Simons. Hinterglasbildern ähneln ihre Tulpen in Großformat, mit raffinierter digitaler Medientechnik erzielt sie eine flächendeckende Tiefenschärfe. Margarete Zahn zeigt eine moderne Interpretation des Scherenschnittes, Jörg Schermann beeindruckt mit der Schönheit seiner großformatig und farbenfroh in Szene gesetzten Blüten. Gleich daneben rotieren dreidimensional die pastellfarbenen Blüten von Natalija Ribovics Installation Flovers vorm bodentiefen Fenster.
Ochsenhausen arbeitet für die Ausstellung mit der Heidelberger Galerie Signum zusammen. Einige der Werke sind verkäuflich. Auch reizvolle Drucke und Postkarten werden angeboten.
Die Ausstellung ist bis 6. Oktober zu sehen Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr, am Donnerstag von 11 bis 19 Uhr. Eintritt 7,50 € ermäßigt 5,50 €, Familienkarte und Dauerkarte 15 €. Führungen kosten 3,50 € Aufpreis.
Autorin: Andrea Reck