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Die Auszubildenden Alireza, Sheip, Lorenz und Eva erhalten von Eva Maria Sorg von der St. Elisabeth-Stiftung Bestätigungen über ihr Sozialpraktikum. Foto: Gabriele Henle

Baltringen – Auszubildende, die motiviert sind, die über den Tellerrand hinausschauen, die zwar keinen sozialen Beruf ergreifen, aber durchaus ein Herz für Schwächere haben – daran liegt vielen Firmen. Sie unterstützen ihre Azubis dabei, soziale Kompetenzen zu erlangen und ermöglichen ihnen ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung. Wie das Bauunternehmen Matthäus Schmid in Baltringen. 

Für Schülerinnen und Schüler gibt es Pflichtpraktika zur Berufsorientierung, manche machen auch freiwillig ein Praktikum in den Ferien, um Erfahrung in der Arbeitswelt zu sammeln. Das Schülerpraktikum muss in der Haupt- und Realschule in der neunten und zehnten Klasse in der Branche der eigenen Wahl absolviert werden. Auf dem Gymnasium ist meist lediglich ein Schülerpraktikum in der neunten Klasse verpflichtend, mitunter wird ein weiteres Praktikum in der Sekundarstufe II angesetzt. Ob das Praktikum zwei oder drei Wochen dauert, schreibt die Schule vor. Nicht selten bietet ein Betrieb den Praktikanten und Praktikantinnen im Anschluss einen Ausbildungsplatz an. Studierende verdingen sich ebenfalls oft als Praktikanten, in der Hoffnung, in den Traumberuf hineinzurutschen. Junge Akademiker überbrücken Lücken im Lebenslauf, indem sie eine Praktikantenstelle nach der anderen annehmen, obwohl sie eigentlich eine feste Anstellung suchen und werden dabei von Firmen oft ausgenützt.

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Doch darum soll es hier nicht gehen. Sondern um Auszubildende, deren Firmen es ihnen ermöglichen, im Rahmen eines Sozialpraktikums ihren Horizont zu erweitern. Wie etwa das Bauunternehmen Matthäus Schmid, ein von der Handwerkskammer Ulm als Top-Ausbilder zertifizierter Betrieb, das wie einige andere Unternehmen aus der Region, den Perspektivenwechsel in den Ausbildungsplan aufgenommen hat.

Auf die Frage, ob das Sozialpraktikum verpflichtend ist, erklärt Gabriele Henle, zuständig für Marketing und Recruiting: „Im Grunde möchten wir schon, dass die Auszubildenden das Angebot annehmen. Sollte allerdings jemand gar nicht wollen oder ein persönliches Problem damit haben, dann bestehen wir natürlich nicht darauf. Einige Auszubildende haben Blockunterricht. Da gibt es kein Timing-Problem. Bei Auszubildenden, die wöchentlich Berufsschule haben, legen wir die einwöchigen Praktika in die Ferienzeit. In den Ferienzeiten wären die Azubis im Betrieb – so sind sie im Praktikum.“ 

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Das Familienunternehmen mit 350 Beschäftigten bot in diesem Jahr fünf Auszubildenden Sozialpraktika bei der St. Elisabeth-Stiftung an. Die Stiftung mit Sitz in Bad Waldsee hat 2.700 Mitarbeitende und betreibt zwischen Ulm und Bodensee Einrichtungen und soziale Dienste im Bereich Altenhilfe und Hospize, Teilhabe und Inklusion, Kinder-Jugend-Familie sowie Gesundheit und Gastronomie unter dem Motto: Wir sind da und helfen, wenn Menschen uns brauchen. Gabriele Henle von der Firma Matthäus Schmid berichtet, es sei ganz einfach gewesen, die Auszubildenden für ein Praktikum zu gewinnen: „Selbstverständlich gab es bei der Ankündigung der Praktika Fragen und überraschte Gesichter, aber erste Zweifel waren sehr schnell verflogen und an deren Stelle rückten Neugierde und ein gespannt sein. Teil nahmen eine Kauffrau für Büromanagement, zwei Beton & Stahlbetonbauer, ein Straßenbau & Tiefbauer sowie ein Metallbauer.“ 

Die Praktika in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Laupheim, dem Beruflichen Bildungszentrum in Laupheim und bei den Senioren im Haus Antonius in Laupheim dauerten jeweils eine Woche. Bei der Nachbesprechung kam Eva Maria Sorg, Engagementberaterin der Stiftung, mit einem Fragenkatalog nach Baltringen. Beim Feedback-Gespräch berichteten die Auszubildenden, dass sie erst mal ihr Tempo drosseln mussten. Sie waren verblüfft und auch erfreut, wie geduldig und freundlich der Umgang miteinander war. „Da tickt die Uhr ganz anders“, zitiert Henle einen Jugendlichen. Generell waren die Praktikanten und die Praktikantin von der Herzlichkeit, die in den einzelnen Bereichen herrschte, begeistert. Vor allem freuten sie sich, dass sie von den Betreuungsteams so toll aufgenommen wurden. Sie hatten Gelegenheit, sowohl in den Werkstätten als auch in den Wohngruppen sehr unterschiedliche Menschen kennen zu lernen. Sie erlebten dabei, wie vielgestaltig die Einschränkungen und die besonderen Bedürfnissen der Menschen sind, die in der Stiftung Wohnung und Beschäftigung finden. Das war für die Auszubildenden aus Baltringen sehr spannend und auch ein wenig herausfordernd. Insgesamt waren sie wirklich begeistert von den neuen Erfahrungen und wollen solche Praktika auch weiterempfehlen. 

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Grund genug für den Familienbetrieb, die Aktion im kommenden Jahr zu wiederholen: „Wir meinen, dass diese Aktion unseren Auszubildenden Einblicke in ganz andere Bereiche gewährt, die im Ausbildungsalltag sonst wohl kaum möglich wären. Je mehr junge Menschen erleben und sehen, desto besser können sie ihre Persönlichkeiten und ihre Professionen weiterentwickeln und ausbauen. Hierfür möchten wir einfach viele Impulse und Angebote bieten. Letztlich wissen wir auch um unsere Verantwortung den jungen Menschen gegenüber. Wir halten es also für unsere Pflicht, Blicke über den Tellerrand zu ermöglichen.“ Eine Einstellung, die Nachahmung verdient. 

Autorin: Andrea Reck



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