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Lesestunde: die beiden Autoren und Aktivisti Sina Wagner und Samuel Bosch an ihrem aktuellen Wohnort im Baumcamp im Altdorfer Wald.

Ravensburg – Oft steigen wir von unseren Bäumen herab, verlassen das Baumhausdorf im Altdorfer Wald und mischen uns andernorts ein. In diesem Falle ist es eine Lesung mit Diskussion in RavensBuch, der Buchhandlung in Ravensburg. Das Buch „ENDZEIT – Die neue Angst vor dem Weltuntergang und der Kampf um unsere Zukunft“ sei unser Thema, meint Roland Reck von BLIX. Wir sind Samuel Bosch (20) und Sina Wagner (24): Waldschützer:innen, Klimagerechtigkeitsaktivist:innen, Unruhestifter:innen, Baumhaus- und Brückenbauer:innen. Unser Arbeitsauftrag: Schreibt über die Veranstaltung, lest das Buch, berichtet über euch und eure Ideen für eine bessere Welt für alle.

„Das Ende der Welt ist vorbei meine Lieben, 
keine Zeit zu verlieren
Keine Zeit, in düstren Träumen zu schwelgen, 
Dystopie zu fantasiern.“

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Das Lied „Apokalyptische Szenen“ von „Arbeitstitel Tortenschlacht“, das wir im Wald oft am Lagerfeuer singen, beschreibt die Wahrnehmung und Angst vieler junger Menschen vor der Zukunft recht gut. Multiple Krisen wie Kriege, Covid, die Erdaufheizung und das Erstarken von rechten Kräften in der Politik und Gesellschaft sind in den letzten Jahren dauerhafte Gesprächsthemen. Stehen wir kurz vor dem Kollaps? Und gibt es noch Hoffnung? Diese Fragen stellen sich viele. Auch wir.

Christian Jakob (45) arbeitet für die Berliner taz im Ressort „Reportage und Recherche“. Er veröffentlichte 2023 im Ch.Links Verlag das Buch „ENDZEIT – Die Angst vor dem Weltuntergang und der Kampf um unsere Zukunft“. Ein Blick in den Klappentext: „Wo früher der Glaube an den Fortschritt herrschte, sehen heute immer mehr junge Leute eine Zukunft voller Düsterkeit“. Jakob möchte aber Hoffnung und Glauben an die Zukunft verbreiten, „ohne die Krisenhäufigkeit zu leugnen“, und den Ängsten von Menschen „ihre Berechtigung zu nehmen“.

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Lesung im RavensBuch: Neben dem Autor sitzt Josef-Otto Freudenreich, Redakteur der Kontext-Wochenzeitung in Stuttgart und Gesprächspartner auf der oberschwäbischen Lesebühne. Als Brückenbauerin zur „Endzeit“ soll Ulrike Herrmann dienen, die 2023 mit ihrem Buch „Das Ende des Kapitalismus“ ebenfalls im RavensBuch für eine Lesung zu Gast war und eine relativ klare Vision zur Lösung der Klimakrise hat. „Grünes Wachstum“ sei eine „Illusion“, stattdessen sei „grünes Schrumpfen“ nötig, heißt es in ihrem Buch. Ganz nach dem Motto „weniger ist mehr“. Die Idee und der Glaube, mit technologischem Fortschritt kontinuierliches Wachstum generieren zu können, sei eine „säkulare Religion“. Jakob begründet, dass die Technologie nur ein Ansatzpunkt und nicht die alleinige Lösung sein kann. Es werde oft vergessen, dass sich der Fortschritt auch durch die „dunklen Seiten ausgezeichnet“ habe. „Ausbeutung, Kolonialismus, Sklaverei, Naturzerstörung“ führt er als Beispiele an. 

Lesestunde: der Autor Christian Jakob (links) im Gespräch mit dem Journalisten Josef-Otto Freudenreich bei RavensBuch in Ravensburg.

Über die sogenannte „Zivilisationskritik“ sprechen wir oft. Durch das Leben im Wald bemerken wir, wie viele Dinge man gar nicht braucht. Zum Beispiel: Die Massen an elektrischer Energie und die immer warmen Wohnungen. Noch schlimmer an unserer Zivilisation ist der Konsum: Wir produzieren dauerhaft Güter und werfen gleichzeitig die ähnlichen, noch funktionierenden Gegenstände weg. Im Altdorfer Wald versuchen wir aus diesen Dingen wieder etwas Neues zu schaffen, um so eine Alternative zum ewigen Wegwerfen vorzuleben.

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Mit unseren teils sehr provokanten Protestaktionen machen wir seit einigen Jahren viele gesellschaftliche Missstände zum Gesprächsthema. Das gravierendste Probleme ist die Erderhitzung, wichtig ist auch das Bekämpfen sozialer Ungleichheit und das Aufstehen gegen Rechts. Die Verknüpfung von Umwelt und Sozialem nennen wir Klimagerechtigkeit. 

Die Krisen lassen einen verzweifeln, aber wir geben nicht auf, denn, „wer die Hoffnung aufgibt, hat schon verloren“. Wir sehen, dass wir mit jeder Aktion und mit jeder Begegnung etwas zum Positiven verändern können. Chistian Jakob zu treffen und sein Buch zu lesen, hat Hoffnung gegeben.

Jakob verbreitet Hoffnung aufgrund der ausgiebigen Recherche für sein Buch. Dabei konfrontiert er die philosophischen Weltuntergangsszenarien, die Angst einflösen, mit Aussagen anderer Denker, die eine andere  Zukunftsperspektive aufzeigen. Dabei wird klar. Die Krisen sind lösbar, und weniger schlimm als die pessimistischen Meldungen behaupten.

Ein Zuhörer fragt nach der Lesung: „Wie bringen wir unsere Mitmenschen zum Handeln?“ Das fragen wir uns auch oft. Und wir versuchen es vorzuleben. Denn viele wichtige Veränderungen kamen durch Protest. Und es ist die Aufgabe von uns allen, diesen zu beginnen, zu gestalten und weiterzuführen. Wir zerstören durch unser Handeln die Lebensgrundlagen von Menschen im Globalen Süden und unsere Zukunft. Das ist ungerecht und es lohnt sich dagegen aufzustehen. Es lohnt sich, neue Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlernen – und wenn nötig, auf Bäume zu klettern. Selbstermächtigung schafft Hoffnung und Veränderung. Wenn wir alle unsere Fähigkeiten zusammenlegen, können wir etwas am Märchen vom unbegrenzten Wachstum ändern.

Das Buch wird seinem Anspruch gerecht, Hoffnung auf die Zukunft zu verbreiten, ohne die Komplexität und Krisenhaftigkeit zu leugnen. Und auch singen hilft! 

„Endzeit: Die neue Angst vor dem Weltuntergang und der Kampf um unsere Zukunft“ von Christian Jakob. Gebunde Ausgabe erschienen im Ch. Links Verlag. Preis: 22 Euro.

Autoren: Samuel Bosch & Sina Wagner



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