Adventskalender müssen keine glitzernden Wegwerfprodukte sein. Viel mehr Freude bereiten selbst gemachte Exemplare. Oft lange über die Kindheit hinaus.
In jedem Supermarkt gibt es seit September Adventskalender, hinter deren bunten Fassaden sich Schokoladenfiguren, Gummibärchen, Süßes aller Art verstecken. Meist geschützt in einem Plastikträger, der mitsamt der geöffneten Türchen-Frontseite nach Weihnachten im Müll landet. Daneben gibt es eine Vielfalt von Kalendern, die nicht für Kinder gedacht sind, wie Adventskalender-Boxen mit 24 Bierdosen, exklusiven Gin-Fläschchen oder Erotik-Spielzeug hinter jeder Tür. Selbst für Hunde sind Adventskalender im Angebot mit „Leckereinen für jeden Tag“.
Die Zeit bis Heiligabend soll jedoch meist Kindern verkürzt werden. Ursprünglich war der Adventskalender vor allem Zählhilfe und Zeitmesser. Der erste erhalten gebliebene selbstgebastelte Adventskalender stammt vermutlich aus dem Jahr 1851. Vor allem protestantische Familien hängten manchmal nach und nach 24 Bilder an die Wand oder malten zumindest 24 Kreidestriche auf die Tür, bei der die Kinder täglich einen Strich wegwischen durften, was die noch verbleibende Zeit bis zum Fest fassbarer machen sollte. In der Adventszeit (lateinisch adventus: Ankunft), der Zeit der Vorbereitung auf das christliche Hochfest des Jahres, die Geburt Jesu in der Nacht zum 25. Dezember, gab es in christlichen Familien tägliche Adventsandachten in der Kirche oder zu Hause. Es wurden Bibelstellen vorgelesen, Verse aufgesagt, gemeinsam gebetet und in Andacht Lieder gesungen.
Heute ist das Angebot an Adventskalendern unüberschaubar, jedes Jahr kommen neue Modelle hinzu, der Müllberg wächst. Wie wäre es, stattdessen eine eigene Tradition in der Familie zu begründen, mit selbst hergestellten, immer wieder verwendbaren Kalendern? Etwa mit Samentütchen, deren blühender Inhalt das ganze Jahr Freude macht, oder mit selbst geschriebenen oder zusammengetragenen Gedanken, Wünschen und Texten? Mit einem Teebeutel für jeden Tag?
Hübsch sind 24 Stoffbeutelchen mit aufgemalten oder gestickten Zahlen an einer Kordel. Schöner, aber entsprechend aufwändiger, präsentieren sich selbst genähte Kalender mit Ösen zum Befestigen von Säckchen oder aufgenähten Taschen. Am besten auf einem stabilen Stoff in der Lieblingsfarbe des Kindes.
Kinder freuen sich über das liebgewordene Ritual des Aufhängens ihres Adventskalenders jedes Jahr aufs Neue. Und wundern Sie sich nicht, wenn der eine oder andere Dreißigjährige noch darauf besteht, „seinen“ Adventskalender gefüllt zu bekommen. Auch wenn der Bart des darauf applizierten Weihnachtsmanns schon recht zerzaust ist und einige Säckchen mehrfach geflickt werden mussten …
Text & Foto: Andrea Reck