Ein bestens gelungener Einstand

Aulendorf – Mit Spannung wurde das diesjährige Frühjahrskonzert des Tannhauser Musikvereins erwartet. Vergangenen September gab die langjährige und verdiente Dirigentin des Vereins, Vanessa Leuter, den Taktstock zurück. Bereits im Oktober war ein neuer musikalischer Leiter gefunden, sein Name: Siegfried Fürst. Neue Dirigenten ändern Stil und Gewohnheiten eines Klangkörpers. Daher war nur gut, dass der Samstag vor der Karwoche diesmal erst auf Mitte April fiel. Stabführender und Ensemble hatten etwas Zeit für Neues. Der lang anhaltende Schlussapplaus der Besucher bewies es überzeugend: Fürst schaffte mit seinen Tannhauser Musikern einen gelungenen Einstand.

Vorsitzender Bernd Pfeiffer bei der Begrüßung.
Vorsitzender Bernd Pfeiffer konnte neben zahlreicher Besucherschar im Aulendorfer Hofgartensaal Bürgermeister Matthias Burth, Ortsvorsteherin Margit Zinser-Auer, Gemeinderäte und Vertreter befreundeter Musikvereine begrüßen. Er schilderte kurz die Phase des Übergangs zum neuen Dirigenten. Man müsse sich in Proben kennenlernen, auf Anforderungen und Niveau einstellen und zusammenwachsen. Dazu passte der erste Titel des Konzertabends, Martin Scherbachers „Conductor’s Fanfare“. Moderator Marcus Pfeiffer beschrieb das neue Zusammensein mit den Worten „wieder Gemeinschaft finden und so wieder aus Noten Musik machen“. Des neuen Dirigenten Fanfare war denn auch aufrüttelnd, beginnend mit Trommeln und Posaunen, im getragenen Teil mit Holz und tiefem Blech und schließlich mit furiosem Finale.
„Pilgrim’s Chapel“ erzählt musikalisch einen Pilgertag rauf zu einer Wallfahrtskapelle hoch droben auf einer Anhöhe. Toll interpretiert war das Verlassen des Alltagstrubels, das Panorama der erhabenen Landschaft, Ruhe, Besinnung, Andacht und Gebet in der Kapelle, das nun verdiente Vesper; mit ansteigendem Rhythmus geht es in heiterer Geselligkeit auf dem Weg zurück, fast rockig in allen Registern.
Marcus Pfeiffer führte die Konzertbesucher nun über die Alpen zum Schloss Tirol, Stammburg des Landes seit 1140, nahe Meran. Gottfried Veits Komposition beschreibt 13 kleine Szenen, wie sie sich im Wandel der Zeiten auf so bedeutenden Adelssitzen einstellen. Auch dieses recht anspruchsvolle Oberstufenstück meisterten die Tannhauser begeisternd! Marcus Pfeiffer bat einleitend die Gäste, die Augen zu schließen, das Kopfkino einzuschalten und Gottfried Veits Tongemälde zu genießen. Da war dann Bläserruf vom hohen Turm, Eintreten und Empfang im festlichen Palas, Bedrohung und Erschauern im Gebet, Liebestuscheln, Jagd, Trauer, Kampf, Gefangenschaft im düsteren Verlies und schließlich eine ausgelassen-freudige Siegesfeier. Dies in Musik zu malen forderte alle Musiker zu Höchstleistungen.
Mit Josef Jiskras „Mährischen Skizzen“ endete Teil eins des Frühjahrskonzerts. Mit diesem Stück versuchte Jiskra ein musikalisches Erinnerungsalbum an seine frühere Heimat. Folkloristische Szenen und Tänze strahlten musikalisch gekonnt Optimismus und Wehmut zugleich aus.
Ansprache der Ortsvorsteherin

Teil zwei des Konzerts eröffnete Ortsvorsteherin Margit Zinser-Auer (Bild) mit ihrem Grußwort. Darin dankte sie für die Einladung zum Konzert, das den zu den Tannhausern passenden Optimismus beweise. Sie erinnerte an alle Ereignisse des Dorflebens seit dem Konzert des Vorjahres, insbesondere an den Dirgentenwechsel, der für so kleine Musikvereine äußerst schwierig sei. Da aber gerade der Musikverein wichtiger und integrierender Bestandteil des Dorflebens sei, sei man dankbar, in Siegfried Fürst einen Nachfolger für Vanessa Leuter gefunden zu haben. Der Tannhauser Musikverein bestehe aus hochmotivierten Musikern, die eigentlich alle Solisten sein müssten und es auch sind. Sie selbst schätze den Verein sehr und wünschte ihm viel Spaß, viel Glück und ein Weiterso.
Das folgende „Classic Swing’ war ein flottes Medley, bestehend aus Arbeiten von Mozart, Beethoven und Verdi. Sehr schön darin war die Europa-Hymne, die Beethovens Neunter Symphonie entnommen ist. Das Medley war vom Komponisten wohl als moderne Unterhaltungsmusik gedacht und genau so vom Dirigenten elegant einstudiert.
Das folgende „Yackety Sax“ erfordere flinke Finger und Töne und werde nun recht rasant, meinte Marcus Pfeiffer. Das dem Genre Novelty Pop zuzurechnende Stück enthält tolle Motive, entlehnt aus bekannten Kompositionen. Grandios, wie Silke Straßner am Solo-Saxophon die rasanten und schwierigen Passagen und Läufe eindrucksvoll schaffte. Nach langem Applaus spielte sie das Hauptmotiv ein weiteres Mal.

Silke Straßner beim Solo.

Die vier Alphörner
Berthold Schicks „Alfons Polka“ war sicher d i e Überraschung und d a s Highlight des Abends. Bernd und Markus Pfeiffer, Marcus Zinser und Hans-Peter Burghart hatten nämlich ihre Alphörner mitgebracht und trugen die Polka zu Ehren des Alphornbauers Alfons Neubauer in vom Komponisten festgelegter Originalbesetzung vor, einfühlsam begleitet von Marc Burkhart am Schlagzeug. Zur Einstimmung gab’s den „Allgäuer Hirtenbub“.

Raumfüllend– im Wortsinne und musikalisch: die vier Alphörner von Hans-Peter Burghart, Bernd Pfeiffer, Marcus Pfeiffer und Markus Zinser (von links).
Den Abschluss des Konzerts wiederum gestalteten alle vertrauten Register des Tannhauser Ensembles. „I’ll follow him’ war ursprünglich eine französische Gemeinschaftskomposition, die aber erst später durch die damals erst fünfzehnjährige Peggy March zu einem Number One Titel in den US-Charts wurde und danach noch in dem Kinofim „Sister Act’ verarbeitet wurde, in dem Nonnen auch mal Kirchenbänke zum Wackeln brachten, so Marcus Pfeiffer. Dieser Ohrwurm wurde routiniert von allen Registern interpretiert bei Betonung von Sax und Trompeten. Hochverdienter langer Applaus forderte natürlich Zugaben.

Viel Lob für alle Register. Wir zeigen stellvertretend für alle Klaus Preiss …

… Michaela Scheerer (links) und Lena Burghart.
Bernd Pfeiffer dankte
Davor aber dankte Vorsitzender Bernd Pfeiffer (Bild) den Aushilfen des Abends, insbesondere Lucia Jans (Xylophon), die wegen plötzlicher Erkrankung eines eigenen Musikers erst Mittwoch zuvor eingesprungen sei. Auch der jungen Miruna Toma dankte Pfeiffer, die neu das Trompetenregister verstärkt und wünschte ihr Freude und Spaß im Verein. Sein Dank galt natürlich auch Siegfried Fürst, allen Musikern und dem Deko-Team.


Geschmackvolle Deko an allen Tischen.
Zum Schluss der Radetzky-Marsch und „Amazing Grace“
Danach gab es zwei Zugaben, den Radetzky-Marsch von Johann Strauss (Vater), bekannt als klassischer Rausschmeißer, und schließlich das weltweit beliebteste Kirchenlied „Amazing Grace“. Dabei waren in Gedanken die festen Schritte der Royal Scots Dragoon Guards zu spüren. Auch Fürst selbst dankte schließlich seinen Musikern und dem „Superpublikum“. Zusätzlich schenkte er ausgewählten Musikern rote Rosen.
Text und Fotos: Peter Lutz