Beeindruckender Tiefbau im Gewerbegebiet „Ziegelwiese Süd“ in Bad Wurzach
Bad Wurzach / Kißlegg – Das Gewerbegebiet „Ziegelwiese-Süd” liegt am südöstlichen Ortsrand von Bad Wurzach an der B465 in Richtung Leutkirch. Seit Mitte 2023 wird das Areal in südöstlicher Richtung um ca. 1,5 Hektar erweitert. Aufgrund der topographischen Lage legten die Planer hierbei besonderes Augenmerk auf die Entwässerung. Einen 80 Meter langen Stauraumkanal samt aller Rohre, Schächte und Sonderbauwerke aus Stahlbeton entwickelte, fertigte und lieferte das Unternehmen Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG aus Kißlegg im Allgäu. Mit der Planung der Erweiterung war die Fassnacht Ingenieure GmbH (Bad Wurzach-Arnach) betraut; die Stadt Bad Wurzach vergab den Tiefbau – gemäß den planerischen Vorarbeiten durch Fassnacht – an die Max Wild GmbH. Diese bestellte die zum Teil in Sonderanfertigung hergestellten Elemente bei dem Betonwaren-Spezialisten Rinninger in Kißlegg. Der Einbau der mächtigen Betonelemente erfolgte im Frühjahr 2024.
Das Gewerbegebiet „Ziegelwiese Süd – Erweiterung“ soll künftig im Trennsystem entwässert werden. Schmutzwasser wird in einem Leitungssystem aus Freispiegelleitungen DN 200 gesammelt und abgeleitet. Für die Ableitung des Regenwassers ergibt sich durch die Topografie und die Erschließungsstraße eine generelle Entwässerungsrichtung in Richtung Nordosten zur Wurzacher Ach hin. Daher soll über ein Rohrleitungssystem Regenwasser im geplanten Gewerbegebiet gesammelt, der geplanten Retentionsanlage zugeführt und gedrosselt in den bestehenden Vorfluter „Wurzacher Ach“ abgeleitet werden. Ziel des geplanten Entwässerungssystems war es, keine Abflusserhöhung in der „Wurzacher Ach“ durch die geplante Erschließung unter Berücksichtigung der bereits vorhandenen natürlichen Oberflächenabflüsse aus dem Bereich „Ziegelwiese Süd – Erweiterung“ zu erhalten.
Erläuterung von Dipl.-Ing. (FH) Timo Kohlöffel
Dipl.-Ing. (FH) Timo Kohlöffel von den Fassnacht Ingenieuren GmbH aus Bad Wurzach, die für die Planung verantwortlich zeichnet, beschreibt die Maßnahme: „Der notwendige Speicherraum für den gesamten Entwässerungsbereich des Baugebietes wurde als Stauraumkanal in Form eines Kreisprofils DN 2200 aus Stahlbetonrohren mit einem Rückhalteraum von ca. 340 m³ ausgeführt. Um die Verlegetiefe in dem geneigten Gelände zu reduzieren, wurde der Stauraumkanal kaskadiert. Zwei Drosselschächte im Stauraumkanal regeln dabei jeweils die weitergegebene Wassermenge. Durch den ersten Drosselschacht wird zuerst der höherliegende Teil des Stauraumkanals eingestaut. Nach Vollfüllung der ersten Stauraumkaskade wird die Überlaufwassermenge in die untere Kaskade weitergeleitet. Diese füllt sich anschließend und leitet das Niederschlagswasser gedrosselt in die Wurzacher Ach ab. Nach gesamter Vollfüllung und Nutzung des Retentionsvolumens wird die Überlaufwassermenge direkt in den fortführenden Regenwassersammler DN 600 über eine Dükerleitung in die „Wurzacher Ach“ abgeleitet. Im Havariefall kann ein zusätzlich angebrachter Absperrschieber im Ablauf des Drosselschachtes 209R geschlossen werden“, so Kohlöffel.
Sonderschachtbauwerke wiegen gute 41 Tonnen
Wie aber wurde der Höhenversatz bautechnisch umgesetzt? Hierzu Marvin Wirth, Bauleiter bei der Max Wild GmbH aus Berkheim: „Zum Einsatz kamen drei Sonderschachtbauwerke des Betonwerks Rinninger aus Kißlegg – einem Zulaufschacht, einem Mittelschacht und einem Auslaufschacht, jeweils mit eingebautem Betongerinne und Überlaufschwelle, sowie den entsprechenden Einbauteilen für den Drosselschieber. Die Besonderheit der Maßnahme bestand vor allem in der Größe und dem Gewicht der einzelnen Bauteile. Ein Teil wiegt gut 41 t. Der Mittelschacht ist mit 2,26 x 3,20 x 4,78 m so groß, dass er aus zwei Teilen zusammengesetzt werden musste. Seine Montage auf der Baustelle war für uns eine besondere Herausforderung, dank der sauberen Verarbeitung und der guten Abstimmung mit der Planungsabteilung des Betonwerks Rinninger bereits im Vorfeld der Maßnahme, aber kein Problem“, so Wirth.
Provisorische Zufahrt mit Stahlplatten verstärkt
Der Transport der Stauraumbauwerke erfolgte über die Logistikabteilung des Unternehmens Max Wild. Für die provisorische Zufahrt des Autokrans zur Versetzung der Stauraumbauwerke mussten dabei Stahlplatten verlegt werden. Marvin Wirth (Max Wild GmbH) ergänzt. „Die Zusammenarbeit mit dem Hause Rinninger funktioniert seit Jahren sehr gut. Wir erhalten hier sehr nützliche Unterstützung bei Planung, Statik, Logistik und Montage. Rinninger lieferte für den Bau des Stauraumkanals vom Standard-Betonrohr bis zum Sonderbauwerk alles aus einer Hand. Dies reduziert Schnittstellen und Reibungsverluste und ermöglichte einen reibungslosen Einbau der Betonelemente,“ so Wirth.
Der Stauraumkanal in Form eines Kreisprofils DN 2200 setzt sich aus zahlreichen Stahlbetonrohren und drei Sonderbauwerken zusammen. Das Rückhalteraum beträgt ca. 340 m³. Foto: Fassnacht Ingenieure GmbH
Logistische Meisterleistung: Die Bauteile wiegen gut 41 t. Der Mittelschacht ist so groß, dass er aus zwei Elementen zusammengesetzt wurde. Foto: Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG
Dank einer guten Planung verlief die Montage der Elemente reibungslos. Foto: Max Wild GmbH
Ingenieurleistung: Die Elemente weisen keine Standard-Geometrien auf. Foto: Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG
Das Auslaufbauwerk wird in der Halle verladen. Foto: Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG